Weihnachten mit den eigenen Kindern Wenn Eltern plötzlich wieder an den Weihnachtsmann glauben Claudius Berendes Seien wir ehrlich: Spätestens in der Pubertät sinkt das Interesse an Weihnachten. Spekulatius essen ist blöd, Weihnachtslieder singen peinlich. Später wird Weihnachten zu einem lästigen Pflichttermin. Dann hat man plötzlich eine eigene Familie und vieles ändert sich. Eigentlich können Michael und Rita mit Weihnachten nichts anfangen. Sie sind beide Mitte 30 und haben mit Traditionen nicht mehr viel am Hut. An Weihnachten besuchen sie abwechselnd mal ihre und seine Eltern. Es wird gegessen, Wein getrunken und das ein oder andere Geschenk ausgetauscht. Sicher, ein Weihnachtsbaum steht noch in der Ecke, aber sonst gleicht alles einem gewöhnlichem Familienfest. Dann wird Rita schwanger. Sie bekommt einen Sohn, Tim, und wird wenig später wieder schwanger. Diesmal ist es eine Tochter, Karolin. Plötzlich steht Weihnachten vor der Tür. Michael schlägt vor dieses mal Weihnachten daheim zu verbringen. Sie seien ja nun auch eine richtige Familie. Rita meint, dann brauche man aber auch einen Weihnachtsbaum – für die Kinder, versteht sich. Michael plädiert für einen Weihnachtsteller mit Nüssen, Äpfeln und Spekulatius. Und eine CD mit schöner Musik, für die Stimmung, ergänzt Rita. Beide erinnern sich an ihre eigene Kindheit. Wie feierlich und spannend war da nicht Weihnachten. Auch ihre Kinder sollen dieses Fest in so schöner Erinnerung behalten. Die nächsten Wochen werden dann mit einem Mal sehr stressig. Es müssen Geschenke gekauft werden und nicht zuletzt Schmuck für den Weihnachtsbaum. Den Baum besorgt freilich Michael, wobei ihm der Sohnemann mit Rat zur Seite steht. Am Weihnachtstag wird das Wohnzimmer verschlossen. Michael liest den Kleinen die Weihnachtsgeschichte vor, während Rita im Wohnzimmer alles festlich schmückt. Endlich ist es so weit: Draußen ist es dunkel. Michael steht mit den beiden Kindern vor der Wohnzimmertür. Der kleine Tim ahnt schon, dass gleich was Besonderes passiert und tritt von einem Bein nervös auf das andere. Karolin, auf Papas Arm, ist wohl noch ein wenig zu jung. Mit großen Augen schaut sie umher. Endlich ertönt aus dem Wohnzimmer ein helles Glöckchen. Michael öffnet die Tür und den Dreien strahlt der leuchtende Weihnachtsbaum entgegen. Dieser Anblick ist für Tim so beeindruckend, dass er sogar die Geschenke nicht wahrnimmt, die unter dem Baum liegen. Dann jedoch wagt er sich schüchtern vor und ist wenige Minuten später kaum noch zu halten. Die kleine Karolin wird hingesetzt und bekommt einen riesigen Teddybär in die Arme. Michael und Rita betrachten das lustige Treiben und plötzlich sind es nicht mehr nur die Kinder, deren Augen glitzern.