Inklusion Das Aus für Förderschulen? Seit 2009 haben Kinder mit besonderem Förderbedarf oder Behinderungen rechtlich den Anspruch auf einen Schulplatz an einer Regelschule. Damit soll die Chancengleichheit gewahrt werden, denn mehr als 75 Prozent der Schüler auf einer Förderschule können keinen Hauptschulabschluss erlangen. Auf dem Arbeitsmarkt haben sie so kaum Chancen. Das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung fördert außerdem das soziale Miteinander und die Akzeptanz von Vielfältigkeit. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die meisten Eltern und Lehrer das Konzept der Inklusion durchaus befürworten. Regelschulen kaum auf Inklusion vorbereitet Trotzdem regt sich teils massiver Widerstand, wenn es um die Schließung der Förder- und Sonderschulen geht. Zwar befürworten die Meisten die Idee der Inklusion, sehen aber grobe Fehler in der Umsetzung. Bevor Sonderschulen geschlossen werden können, muss sicher gestellt sein, dass die Regelschulen darauf vorbereitet sind, die Kinder mit Behinderungen und Förderbedarf aufzunehmen.Genau hier liegt allerdings vielerorts das Problem. Um aus einer Regelschule eine inklusive Schule zu machen, braucht es sehr viel Vorbereitung. Es muss sicher gestellt werden, das genügend qualifiziertes Personal zur Verfügung steht. Die räumlichen und baulichen Voraussetzungen müssen geschaffen werden. Ein ganz neues Lehr- und Lernkonzept muss entwickelt werden und vieles darüber hinaus. Diese Entwicklung braucht Zeit und finanzielle Mittel und viele Schulen stehen noch ganz am Anfang dieser Phase. Ungeachtet dessen schließen die Förderschulen reihenweise und die Eltern der betroffenen Kinder stehen vor der Frage, wie es nun weiter gehen soll. Viele sehen einfach noch kein alternatives Konzept, das ihren Kindern gerecht werden kann. Beim Übergang zur inklusiven Schulen sind die Schulen größtenteils sich selbst überlassen. Die Bertelsmann-Stiftung schlägt deshalb in ihrer Untersuchung „Gemeinsam lernen. Inklusion leben: Status Quo und Herausforderungen inklusiver Bildung in Deutschland“ Ausstattungsstandards für inklusive Schulen zu entwickeln. Die Größe der Klassen und die Zahl der Kinder mit Förderbedarf pro Klasse, die erforderlichen Personalstunden und die räumliche und sächliche Ausstattung sollen festgelegt werden. Schulen hätten somit Vorgaben und die Kosten einer Umstrukturierung der Schule wären besser abzusehen. Im Übrigen fordert die UN-Konvention lediglich, dass Staaten ein ausreichendes inklusives Angebot gewährleisten müssen. Das elterliche Wahlrecht wird nicht angegriffen, genauso wenig wie die Schließung der Förder- und Sonderschulen gefordert wird. In den Augen Vieler ist die frühzeitige Schließung dieser Einrichtungen ein überhasteter Schritt, denn die meisten Regelschulen sind noch nicht in der Lage den Anforderungen einer inklusiven Schule gerecht zu werden. Während die inklusiven Schulen sich an die gestellten Anforderungen anpassen und sich auf ihre Aufgabe vorbereiten, bleiben Sonder- und Förderschulen ein wichtiger Bestandteil des deutschen Bildungssystems. Inklusion ist eine gute und wichtige Idee, die aber eine genau durchdachte Umsetzung erfordert. Ein überstürztes Vorgehen oder eine falsche Herangehensweise wirken sich zulasten der betroffenen Schüler aus. Das Ziel sämtlicher Bemühungen sollte jedoch stets das Wohl aller Schüler sein.