Selbständig mit Kind: Warum Gründen nach der Elternzeit eine gute Idee ist

Vereinbarkeit

Selbständig mit Kind: Warum Gründen nach der Elternzeit eine gute Idee ist

Nach der Elternzeit wünschen sich viele frischgebackene Mütter und Väter eine familienfreundliche Alternative zu ihrem früheren Job. Kann oder will der Arbeitgeber keine passende Stelle anbieten, folgt auf die Babypause oft die Arbeitslosigkeit. Genau jetzt kann der perfekte Zeitpunkt für eine Firmengründung sein – wenn die Voraussetzungen stimmen und Angebote zur Unterstützung genutzt werden.

Arbeitgeber müssen Müttern und Vätern, die aus der Elternzeit zurückkommen, einen Arbeitsplatz anbieten, der dem vorherigen vergleichbar ist. Das sagt das Gesetz. So weit, so gut. Doch was, wenn dieser Job nicht mit dem Familienleben vereinbar ist? Wenn zum Beispiel die Mutter eines einjährigen Kindes keine vierzig Stunden oder mehr als Projektleiterin arbeiten will? Wird dann kein Konsens mit der alten Firma gefunden, ist die Mutter nach der Elternzeit arbeitslos. Sie bekommt Arbeitslosengeld und hat damit auch die Chance, sich mit Förderung vom Amt selbständig zu machen.

Statt eines Karriereendes kann die Situation also den Start in eine neue Karriere bedeuten, in diesem Fall vielleicht als Businesscoach mit Schwerpunkt Marketing. Dieser Weg ist besonders erfolgsversprechend, wenn der Wunsch nach Selbständigkeit schon länger besteht. Außerdem lässt sich dann die Geschäftsgründung bereits während der Elternzeit vorbereiten und planen. Erst danach, wenn das Elterngeld vom Arbeitslosengeld abgelöst wird, empfiehlt sich die eigentliche Gründung. Denn nur mit Arbeitslosengeld kann es einen Gründungszuschuss vom Amt geben.

Gründlich prüfen, gemeinsam entscheiden

Aber Achtung: Eine Geschäftsgründung ist ebenso wie die Geschäftsführung selbst eine anspruchsvolle und auch zeitintensive Aufgabe. Sie wird häufig unterschätzt. Deshalb ist eine Beratung, zum Beispiel in einem Gründungscoaching, dringend zu empfehlen. Auch beste Kenntnisse im eigenen Fachgebiet und eine gute Idee allein reichen für einen Erfolg nicht aus. Finanzplan, Buchhaltung, Steuern, Kundenakquise, Buchhaltung, Homepage, Social-Media – so vieles muss bedacht und erledigt werden.

Der Zeitaufwand in der Gründungsphase hängt natürlich auch von der Art der Firma ab. Ein Coachingbusiness, für das keine Investoren gefunden werden müssen, ist schneller gegründet als beispielsweise eine Firma für Produktion und Vertrieb eines neuen Nahrungsergänzungsmittels. Aber ob Soloselbständiger oder Chefin einer Firma mit Angestellten – in jedem Fall ist der Spagat zwischen der Verantwortung für die Familie und für das Unternehmen nicht nur zeitlich, sondern auch emotional herausfordernd.

Sind beide Mammutaufgaben tatsächlich zu schaffen? Oder arbeitet man auf Dauer sogar mehr als im Vollzeitjob und hat damit noch weniger Zeit für die Familie? Wenn es einen Partner oder eine Partnerin gibt: Trägt er oder sie das Projekt mit? Wer stellt seine berufliche Aktivität zurück, wenn die Kinder krank sind und außerplanmäßige Betreuung brauchen? An einer ehrlichen Einschätzung führt kein Weg vorbei. Gerade wenn Kinder noch sehr klein sind, sollte die Entscheidung für eine Selbständigkeit bei Paaren deshalb eine gemeinsame sein.

Von der Idee zum Geschäft: Ohne Plan geht nichts

Dann kommen weitere Fragen: Wie hoch ist das Budget? Kann man Aufgaben auslagern? Reicht ein Buchhaltungsprogramm oder braucht man ein Steuerberatungsbüro? Welche Fördermöglichkeiten gibt es? Wie ist es mit der Sozialversicherung? Gibt es in der Familie einen gesetzlich versicherten Hauptverdiener oder eine Hauptverdienerin? Dann käme zumindest für den Anfang eine Gründung im Nebenerwerb und damit eine Familienversicherung in Frage (allerdings dürfte der jährliche Umsatz dann 22 000 Euro nicht übersteigen).

Ein Gründungscoaching, das durch die Bundesagentur für Arbeit gefördert werden kann, hilft bei der Klärung dieser Fragen. Im Coaching wird ein Businessplan erarbeitet und damit die Voraussetzung für einen aussichtsreichen Antrag auf einen Gründungszuschuss geschaffen.

Der Gründungszuschuss: Voraussetzungen und Höhe

Was ist das für eine Förderung? Zunächst einmal ist der Gründungszuschuss eine freiwillige Leistung des Bundes. Einen Rechtsanspruch gibt es also nicht.

Er dient dazu, den Lebensunterhalt zu Beginn einer Geschäftsgründung zu sichern. Der Gründungszuschuss ist so hoch wie das Arbeitslosengeld – zusätzlich bekommen Gründerinnen und Grüner 300 Euro monatlich dazu, um den Beitrag zur Sozialversicherung abzusichern. Diesen Gesamtbetrag gibt es im ersten halben Jahr der Gründung. Nach den ersten sechs Monaten wird nur noch die 300-Euro-Pauschale für die Sozialversicherung ausgezahlt.

Den Zuschuss kann beantragen, wer einen Tag oder länger arbeitslos gemeldet ist und noch mindestens 150 Tage Anspruch auf Arbeitslosengeld hat. Die Existenzgründung muss als hauptberufliche Tätigkeit geplant sein. Bei Gründung im Nebenerwerb gibt es diese Förderung also nicht. Ein vom Amt finanziertes Gründungscoaching können unter Umständen aber auch die Mütter und Väter bekommen, die über eine nebenberufliche Gründung nachdenken. Die richtige Anlaufstelle ist in beiden Fällen die Arbeitsvermittlung in der Agentur für Arbeit.

Wissen schafft Vertrauen

Der Businessplan, den die Agentur prüft, soll nicht nur über Geschäftsmodell und Rechtsform Auskunft geben, sondern auch über Kundennutzen, Marktchancen, Preisstrategie, Marketing- und Vertriebskonzept, persönliche Qualifikation und den Lebenslauf. Gründerinnen und Gründer müssen über ihr künftiges Geschäft also bereits viel wissen.

Den entscheidenden Personen bei der Agentur für Arbeit ist das aber noch nicht genug, sie verlangen außerdem eine sogenannte „Positive Prognose zur wirtschaftlichen Tragfähigkeit“, ausgestellt von einer fachkundigen Stelle. Das kann ein Steuer- oder Unternehmensberater sein – oder einfach der Ort, an dem die Gründerinnen und Gründer ihr Gründungs-Coaching absolvieren – wenn der Anbieter entsprechend zertifiziert ist. Also Augen auf bei der Coaching-Wahl. Auch Steuer- und Unternehmensberaterinnen mit entsprechender Expertise können die Tragfähigkeitsbescheinigung ausstellen.

Eine finanzielle Absicherung am Anfang mindert das Risiko und erleichtert den Start, keine Frage. Damit der Sprung in die Selbständigkeit sich für Mütter und Väter aber auch langfristig rechnet, brauchen sie vor allem Vertrauen in sich selbst. Vertrauen entsteht durch Wissen. Sich dieses Wissen anzueignen, ist deshalb der wichtigste Schritt auf dem Weg zum erfüllenden, erfolgreichen und gleichzeitig familienfreundlichen eigenen Business.


Mona Wiezoreck

Über Mona Wiezoreck

Mona Wiezoreck ist eine erfolgreiche Unternehmerin und Gründungsmentorin. Neben ihrer Rolle als geschäftsführende Gesellschafterin hat sie 2015 ihre Ausbildung zum Businesscoach absolviert. Seitdem liegt ihr Schwerpunkt darauf, Menschen in der Arbeitslosigkeit zu unterstützen, damit sie erfolgreich gründen können. Sie betont: „Es ist mir wichtig, dass mehr Gründungen gelingen, denn viele haben großartige Ideen, aber ihnen fehlt ein solider Plan.“ Durch die Zusammenarbeit mit etwa 30 erfahrenen Business-Coaches unterstützt Mona Wiezoreck mit ihrer Firma „Planbar Gründen GmbH & Co. KG“ jährlich rund 200 Arbeitssuchende dabei, erfolgreich und nachhaltig zu gründen.

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