So lernen Kinder den Wert der Lebensmittel zu schätzen

Nachhaltigkeit

So lernen Kinder den Wert der Lebensmittel zu schätzen

Egal ob beim gemeinsamen Abendessen oder auf dem Pausenhof, viele Eltern kennen das Problem, dass die Kinder die eigenen Mahlzeiten nicht oder nur kaum anrühren. Ein Weg um das Pausenbrot vor dem Mülleimer zu retten ist es, den Kindern den Wert von Lebensmitteln zu vermitteln.

Wer sich die Statistiken zu Lebensmittelabfällen ansieht, der merkt schnell, dass die Lebensmittel in Deutschland an Wertschätzung verloren haben. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft kommt zu dem Ergebnis, dass pro Person in einem Jahr durchschnittlich 78 Kilogramm an Lebensmitteln verschwendet werden.

Auch wenn unvermeidbare Abfälle wie Knochen und Schalen aus dieser Rechnung gestrichen werden, ist das Ausmaß an Lebensmittelverschwendung sehr groß. Das verwundert kaum, denn während Lebensmittel in der Vergangenheit öfter knapp waren und Ernteausfälle das Leben ganzer Familien bedrohten, sind unsere Supermärkte immer prall gefüllt.

Selbst wenn wie im Jahr 2022 Versorgungslücken bei einzelnen Produkten wie Rapsöl entstehen, sind diese meist nur kurzzeitig aus dem Sortiment verschwunden und alternative Angebote wie Olivenöl oder Bratfett helfen dabei, die Auswirkungen des Engpasses zu mindern. Das Überangebot an verschiedenen Lebensmitteln und ihre hohe Verfügbarkeit tragen dazu bei, dass immer mehr Erwachsene den Wert von Nahrung verkennen.

Noch problematischer ist diese Entwicklung bei Kindern, denn diese müssen nicht nur erst den Wert von Lebensmitteln, sondern überhaupt erst ein Verständnis über Wert im Allgemeinen erlernen. Doch welche Möglichkeiten gibt es, den Kindern diesen Wert zu vermitteln?

Ohne Fleiß kein Preis!

Wenn sie selbst angebaut wurden, schmecken Früchte meist sogar am besten.

Eine gute Möglichkeit ein Verständnis von Wert zu lernen, ist die Menge an Arbeit, die hinter den Lebensmitteln steht, für Kinder erlebbar zu machen. Das fängt natürlich bei der Produktion an. Wer die Möglichkeiten hat, kann darüber nachdenken seinem Kind ein kleines Beet anzulegen oder einen kleine Obststrauch, um den es sich kümmern soll.

Helfen Sie gerne mit, aber wichtig ist, dass der Prozess des Wachsens und die notwendige Pflege von den Kindern beobachtet werden kann. Wenn dann am Ende die Erdbeeren oder die Tomaten reif sind, ist das der perfekte Moment, um ihren Kindern zu vermitteln, dass hinter jeder Mahlzeit langwierige und anstrengende Arbeiten stecken.

Und wenn sie selbst angebaut wurden, schmecken die Früchte der Arbeit meist sogar am besten. Wer nicht die Möglichkeit hat ein Beet anzulegen, kann mit dem Kind aber auch zum Ernten fahren. Einige Bauern erlauben es auf dem eigenen Feld gegen eine Gebühr Obst und Gemüse wie zum Beispiel Erdbeeren zu ernten.

Durch Kochen einen Bezug zu Lebensmitteln schaffen

Eine weitere Möglichkeit, Wertschätzung zu erzeugen ist es, wenn Kinder beim Kochen mithelfen oder wenn sie schon etwas älter sind, das Kochen für manche Tage für die Familie zu übernehmen.
Die Gründe, die dafür sprechen sind vielfältig, auch neben dem Abnehmen der Arbeitslast und der stärkeren Beschäftigung mit den Lebensmitteln. Denn gleichzeitig ist die Fähigkeit zu kochen für nahezu alle jungen Erwachsenen ein wichtiger Schritt hin in Richtung Selbstständigkeit.

Die Kleinen helfen beim Kochen, die Großen übernehmen es

Wichtig ist aber, dass altersgerecht vorgegangen wird. Für junge Kinder steht selbstverständlich der Spaß am Kochen im Vordergrund. Hier eine Begeisterung für die kreativen Möglichkeiten, die das Kochen bietet zu schaffen, zahlt sich langfristig aus.

Das gemeinsame Belegen von Pizza, das Kneten von Teig oder Brot backen, aber auch das Anrichten vom Essen auf dem Teller können unter Aufsicht schon im Kindergartenalter an die Kleinen abgegeben werden. Sobald sie etwas älter sind, können sie auch schon mit Messern schneiden oder einfache Küchengeräte wie den Stab- oder Handmixer bedienen.

Mit dem Grundschulalter können sie schon bei vielen Gerichten voll mithelfen und manche Schritte wie das Waschen und Putzen von Gemüse sogar eigenständig übernehmen. Wichtig ist aber zu beachten, dass die Küche gerade in diesem jungen Alter kindersicher ist.

Teenager können im Gegensatz dazu auch schon Gerichte komplett allein kochen, inklusive des Einkaufs der Lebensmittel. Die Übernahme des kompletten Kochablaufs zeigt auch anschaulich, wie viel die Eltern jeden Tag in die Mahlzeiten stecken.

Diese Arbeiten sollten nicht als lästige Hausarbeit gesehen werden, sondern als Möglichkeit sich selbst zu verwirklichen. Die Gerichtsauswahl sollte deshalb auch in den Händen der Kochenden liegen, und nicht von den Eltern vorgegeben werden.

Falls die Teenager aber bestimmte Gerichte in Regelmäßigkeit kochen, Spaghetti Bolognese oder Burger, fangen Sie nicht direkt an, die Auswahl zu kritisieren, sondern schlagen Sie selbst Gerichte oder Varianten vor. „Ich habe neulich ein Rezept für eine Pilz-Bolognese gefunden, magst du das vielleicht mal ausprobieren?“ klingt direkt viel besser als: „Ist ja schön, dass du einmal die Woche kochst, aber ich würde mal gerne was anderes Essen“.

Sobald etwas Routine hereingekommen ist, können Sie die Schwierigkeit erhöhen und beim Einkauf ein geringeres Budget vorgeben, um auf die Tage vorzubereiten, an denen das eigene Geld etwas knapper ist. Eine Situation die die meisten frisch ausgezogenen einmal erwarten wird.

Tagestrip Bauernhof

Alternativ können Sie bei einem lokalen Bauernhof am „Tag des offenen Hofes“ vorbeischauen. An diesem Wochenende öffnen Landwirte ihre Höfe für die Bevölkerung, um den Bürgern Einblicke in die Nahrungsmittelproduktion zu geben. Gerade für Kinder ist dieser Aktionstag eine perfekte Gelegenheit, ein Verständnis für den Aufwand zu bekommen, der in ein Tier oder eine Pflanze gesteckt werden muss, damit am Ende ein verwertbares Lebensmittel entsteht.

Gerade auf Viehbauernhöfen entstehen für die Kinder eindrucksvolle Bilder, denn der Arbeitsaufwand für ein großes Feld ist für die Kleinen oft sehr abstrakt. Aber in einem großen Stall zu stehen, liefert jede Menge sensorische Reize, die lange im Gedächtnis bleiben.

Die Tiere zu sehen, zu hören und auch zu riechen und zu wissen, dass sich um jedes einzelne gekümmert werden muss, wenn am Ende Fleisch, Milch oder Käse auf dem Teller landen soll, ist sicher eine eindrucksvolle Erfahrung. Und durch den Bauern, der diese Besuche begleitet, können nicht nur wichtige Kontexte geliefert, sondern auch der Arbeitsalltag und Arbeitsabläufe anschaulich deutlich gemacht werden.

Arbeit auf dem Bauernhof hautnah erleben

Wer seine Kinder aber selbst einmal für ein paar Tage Hand anlegen lassen möchte, kann auf einem Ferienhof einen Bauernhofurlaub verbringen. Wer sich im Internet umsieht, findet zahllose Angebote, bei denen aktiv auf dem Bauernhof mitgeholfen werden kann.

Vom Tiere füttern oder Melken, auf dem Feld bei der Ernte mithelfen bis zu auf dem Traktor mitfahren, während eines solchen Urlaubs kommt garantiert keine Langeweile auf. Viele dieser Ferienhöfe halten auch Pferde und ermöglichen so, dass neben der Arbeit auch ein Ausritt auf dem Programm stehen kann.

Auf manchen Höfen wird das Rohprodukt auch direkt weiterverarbeitet, oder bieten zumindest die Möglichkeit, die Milch selbst zu buttern oder aus den geernteten Früchten Saft herzustellen. So kann das Kind auch lernen, dass selbst mit dem Herstellen des Rohproduktes für viele Lebensmittel die Arbeitsschritte noch lange nicht erledigt sind. Und neben all diesen Möglichkeiten gibt es natürlich noch viele weitere Gründe, warum sich ein Urlaub auf dem Bauernhof für die ganze Familie lohnt.

Egal ob auf dem Bauernhof, im eigenen Garten oder durch Kochen, wer mit Lebensmitteln in Verbindung kommt, wird ihren Wert begreifen. Das kann der erste Schritt hin zu einer bewussten und eigenverantwortlichen Ernährung sein und führt eher zum Erfolg als endlos über das Pausenbrot zu schimpfen. Und unter Umständen sorgt es auch für mehr Wertschätzung, die die Kinder der alltäglichen Arbeit der Eltern entgegenbringen.

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