Vegane Erziehung „Is(s)t mein Kind auch außer Haus vegan?“ Caroll Meier-Liehl Eine gesunde vegane Ernährung für Kinder ist möglich. Aber kann man sein Kind auch vegan erziehen oder wird es sich als Außenseiter fühlen? Können Eltern sichergehen, dass das Kind außer Haus vegane Mahlzeiten zu sich nimmt? Um seinen Kindern eine vegane Ernährung auch außerhalb des familiären Esszimmers zu ermöglichen, ist es wichtig, die Kita und den Bekanntenkreis zu informieren. Eine genaue Auflistung über Nahrungsmittel, die das Kind zu sich nehmen kann, ist bei Kindern mit Allergien beispielsweise nicht nur üblich sondern erleichtert einen unkomplizierten Ablauf von Mahlzeiten im außerfamiliären Umfeld. Auf diese Liste gehören auszuschließende Produkte ebenso wie Vorschläge für Ersatz. Aber ist es auch möglich, dem Kind selbst die vegane Lebensart so zu vermitteln, dass es von sich aus nicht zu Tierprodukten greift? Mit gutem Beispiel voran Für Ernährungserziehung gilt das Gleiche, was für Erziehung im Allgemeinen gilt: dem Kind ein Vorbild sein. Uns schmeckt meist bis an unser Lebensende am besten, was wir in unserer Kindheit zu Hause zu Essen gekommen haben. Familiäre Essgewohnheiten und Lieblingsgerichte prägen uns in der Regel für unser ganzes Leben. Eine vegane Ernährung, die von den Eltern angeboten und selbst praktiziert wird, bildet dabei keine Ausnahme. Erklären statt Vorschreiben Neben dem Vorleben eines veganen Lebenstils ist es auch wichtig, dem Kind die Beweggründe zu erklären. Erfahrungsberichte zeigen, dass Kinder diese schon sehr früh begreifen können und selbst verinnerlichen. Dass die Wurst einmal ein Schwein war, ist sicherlich der anschaulichste Grund für einen veganen Speiseplan. Kinder aus veganen Familien berichten, dass sie keine Produkte essen möchten, von denen sie wissen, dass Tiere dafür sterben oder leiden mussten. Sie fühlen sich mit dieser Entscheidung im Kontakt mit anderen Kindern weder benachteiligt noch ausgegrenzt, sondern sind stolz darauf und vertreten ihre Essgewohnheiten mit großem Selbstbewusstsein. Eine vegane Ernährung muss keinen Verzicht bedeuten. Damit vegane Kinder sich nicht benachteiligt fühlen, ist es wichtig, auch neben den Hauptmahlzeiten für reizvollen Ersatz zu sorgen. So ist es beispielsweise hilfreich, KitabetreuerInnen über veganes Eis zu informieren. Auch bei Geburtstagsparties ist es keine schlechte Idee, sich vorher abzusprechen und dem Kind beispielsweise Tofuwürstchen oder vegane Muffins mitzugeben. „Der Mensch ist, was er isst“ Mit diesem Ausspruch knüpfte der Philosoph Ludwig Feuerbach die Verbindung von Essverhalten und Identität. Vegan lebende Eltern werden sich wünschen, ihr Kind möge mit seiner Esskultur als Bestandteil seiner Identität bei anderen akzeptiert werden. Oft kann man das durch offene Kommunikation über die Hintergründe erreichen. Auch ein mitgebrachter veganer Kuchen in die Kita oder die Einladung anderer Eltern zu einem veganen Grillabend können gegenseitiges Verständnis und Akzeptanz fördern. Essverhalten als Bestandteil von Identität bedeutet aber auch, dass das Kind im Laufe seiner Entwicklung eigene Entscheidungen über seine Ernährung treffen muss und wird. Möglicherweise wird es sich aus Protest gegenüber den Eltern gegen eine vegane Lebensweise entscheiden. Vielleicht wird es sich in bestimmten Situationen als Außenseiter fühlen und sich zu einem Kompromiss entschließen. Eigene Entscheidungen zu treffen ist wichtig für die persönliche Entwicklung. Auch bei Ernährungsfragen ist es sinnvoll, das Kind zu nichts zu zwingen. Sondern es bei seinen Erfahrungen zu begleiten und zu unterstützen.