Sodbrennen Ein Wohlstandsproblem unter der Lupe Annika Misina Wer hat das nicht schon mal erlebt? Nach einer schweren Mahlzeit drückt oder brennt es hinter dem Brustbein und man muss sauer aufstoßen. Dieses Phänomen wird im Volksmund als Sodbrennen bezeichnet. Mediziner sprechen von gastroösophagealem Reflux. Dieser kann sich auch durch ein Brennen in der Kehle oder Oberbauchschmerzen bemerkbar machen. In einigen Fällen spürt der Betreffende auch nichts. Der Brustschmerz kann gelegentlich schwer abzugrenzen sein von Herzerkrankungen, was auch der deskriptive Begriff Heartburn (Herzbrennen) verdeutlicht, der im englischen Sprachraum verwendet wird. Sodbrennen entsteht, wenn saurer Mageninhalt rückwärts am Schließmuskel im Mageneingang vorbei fließt, und in die Speiseröhre gelangt. Etwa 7% der deutschen Bevölkerung leiden unter täglichem Sodbrennen, was dann als Refluxkrankheit bezeichnet wird. Ursächlich kann zu viel Magensäure sein, eine zu schwache Muskeltätigkeit Richtung Magen in der Speiseröhre oder eine Schwäche des Mageneingangsschließmuskels. Viele Menschen mit Refluxkrankheit leiden auch unter einer Hiatushernie, d.h. die Durchtrittsstelle des Magens durch das Zwerchfell ist verschoben, so dass ein Teil des Magens – selten auch der komplette Magen – in den Brustkorb verlagert ist. An der Entstehung der Refluxkrankheit können auch Alkohol, Tabakrauch, Kaffee, scharfe Gewürze, Pfefferminze, Medikamente oder Stress beteiligt sein. Viele Schwangere leiden auch insbondere im letzten Drittel der Schwangerschaft unter chronischem Sodbrennen aufgrund des erhöhten Drucks im Bauchraum. In aller Munde: das Bakterium Helicobacter pylori Auch ein Bakterium kann die Beschwerden verursachen: Helicobacter pylori, das durch eine Biopsie während der Magenspiegelung, durch einen Atemlufttest oder durch eine Stuhluntersuchung nachgewiesen werden kann. Es liegt im Ermessen des behandelnden Arztes, welche Nachweismethode er wählt. Oft ist es sinnvoll, sich durch eine Magenspiegelung erstmal einen Überblick über die Erkrankung zu verschaffen. Während einer Magenspiegelung kann festgestellt werden, ob die Refluxkrankheit bereits eine Entzündung der Speiseröhre mit oder ohne Erosionen hervorgerufen hat. Diese sollten unbedingt behandelt werden, da sie im fortgeschrittenen Stadium ein Risiko für Speiseröhrenkrebs darstellen und andere Komplikationen verursachen können. Therapie bei Sodbrennen Allgemeine therapeutische Maßnahmen sind eine fettarme Diät und Gewichtsreduktion, um den Druck im Bauchraum zu verringern. Oft hilft es, sich nachts mit erhöhtem Oberkörper zu lagern. Ein Verzicht auf Alkohol, Zigaretten, Kakao und Koffein, scharfe Gewürze und Pfefferminze sind angezeigt. Sinnvoll ist, die Nahrung auf mehrere kleine Mahlzeiten am Tag aufzuteilen und spät abends nichts mehr zu essen. Als frei verkäufliche Sofortmedikation eignen sich sogenannte Antazida, die die Magensäure neutralisieren und schnell Erleichterung verschaffen. Bei leichten Beschwerden, kann man auch eine rohe Kartoffel essen, die durch ihre basischen Eigenschaften ähnlich wirkt. Ein altbekanntes Hausmittel gegen Sodbrennen ist auch Kefir. Das früher oft gegen Sodbrennen eingesetzte Natron (Natriumhydrogencarbonat) wird wegen zahlreicher unangenehmer Nebeneffekte nicht mehr empfohlen. Patienten mit Nierenfunktionsstörungen sollten Antazida nur in Absprache mit ihrem Arzt verwenden. Als Dauertherapie sind Antazida allerdings ungeeignet, da der Magen mit einer erhöhten Säureproduktion reagiert. In der medikamentösen Dauertherapie sind mittlerweile sogenannte Protonenpumpenhemmer (z.B. Omeprazol) Standard, die die Säureproduktion im Magen hemmen. Doch auch hier steuert der Magen langfristig vielfältig dagegen. Wenn es möglich ist, sollte man unbedingt die Umstellung der Lebensgewohnheiten einer Dauertherapie vorziehen. Bei Verengungen und Schluckbeschwerden kann eine Operation nötig sein. Diese wird meist minimal-invasiv durchgeführt, d.h. ohne großen Schnitt und mit relativ kurzer anschließender Erholungszeit.