Infektion mit Borrelien-Bakterien Borreliose: Symptome und Behandlung Natalie Kranz Borreliose ist eine Infektionskrankheit. Sie wird durch bakterienähnliche Borrelien ausgelöst, die meistens durch infizierte Zecken übertragen werden. Jährlich erkranken ca. 60.000 Menschen als Folge eines Zeckenbisses an Borreliose. Im europäischen Raum gilt etwa jede fünfte Zecke als mit Borrelien infiziert. Das Übertragungsrisiko ist abhängig davon wie und wann man die Zecke entfernt. Zwischen den Monaten März und Oktober sollten Eltern besonders ihre Kinder vor Zeckenbissen schützen. Wie kommt es zu einer Infektion? Die Zecken nehmen die Bakterien von kleinen Nagetieren und Vögeln bei der Blutmahlzeit auf. Diese gelangen dann in den Verdauungstrakt der Zecke und können so durch einen Zeckenbiss auf den Menschen übertragen werden. Mit einem Stich dringt die Zecke an einer geeigneten Stelle in die Haut ein. Da sie schmerz- und gerinnungshemmende Substanzen mit ihrem Speichel in die Wunde gibt, spürt man oft einen Zeckenbiss nicht. Nach ihrer Mahlzeit gibt die Zecke die Magenreste in die Wunde ab und so gelangen die Borrelien aus dem Verdauungstrakt der infizierten Zecke in den Menschen. Wenn man eine Zecke bemerkt, sollte man sie umgehend entfernt und die Wunde sorgfältig desinfizieren. Beim Entfernen muss man darauf achten, dass der Zeckenkörper nicht gequetscht wird, da sonst der borrelienhaltige Inhalt in den Organismus gelangen kann. Symptome und Behandlung Die Symtome einer Borreliose können sehr unterschiedlich sein, wobei sie etwa bei der Hälfte der Betroffenen erst gar nicht auftreten. Es kann aber auch zu Veränderungen der Haut an der Bissstelle, Entzündungen an den Gelenken sowie Beeinträchtigungen des Nervensystems kommen. Die Inkubationszeit nach dem Zeckenbiss kann stark variieren. Die Krankheit verläuft in drei Stadien, wobei in jedem Stadium eine spontane Ausheilung möglich ist. Im Verlauf der Erkrankung kann jedes Stadium auch übersprungen werden. Stadium I Ein roter Fleck mit bleich gefärbter Mitte (Erythema migrans) entsteht im Stichbereich. Unspezifische Symptome wie Fieber, Bindehautentzündung, Kopf- und Muskelschmerzen, Gelenkentzündung und Lymphknotenschwellungen können auftreten. in etwa 30 Prozent der Fälle kommt es zu einer Borrelieninfektion ohne Erythema migrans. Stadium II Wochen bis Monate nach dem Zeckenbiss treten vorwiegend brennende Nervenschmerzen in der Nähe der Zeckenstichstelle bzw. des Erythema migrans auf. Oft kommt es zu Schwellungen der Lymphknoten, Lähmungen und Gefühlsstörungen. Das Herz kann betroffen sein (Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündung). Selten entstehen rötliche Hauttumoren, die sich vor allem an Ohrläppchen (bei Kindern), Brustwarzen oder Hodensack befinden. Stadium III Dieses Stadium bezeichnen Mediziner auch als Spätmanifestation. Erst Monate bis Jahre nach einer Infektion kann eine Gelenkentzündung auftreten, vor allem an Kniegelenken, Sprung-, Ellenbogen-, Finger-, Zehen-, Handwurzel- und Kiefergelenken. Es kann zu Hautveränderungen vorwiegend im Bereich von Ellenbogen, Knien, Unterarmen und Unterschenkeln kommen, die sich blaurot verfärben. Sehr selten kommt es zu einer Entzündung des Gehirns mit geistigem Abbau, Lähmungen und Koordinationsstörungen. Auftretende Beschwerden müssen aber immer im Zusammenhang mit Blutergebnissen betrachtet werden. Erst daraus ergibt sich die Notwendigkeit für eine Behandlung. Wie prüft man, ob eine Infektion vorliegt? Nicht jeder Zeckenbiss ruft automatisch Borreliose hervor! Um sicher zu gehen, ob eine Person infiziert ist, wird eine Blutprobe entnommen und auf Antikörper gegen Borrelien untersucht. Da die Antikörper manchmal erst nach zwei Monaten nachweisbar sind, kann die Blutprobe negativ ausfallen, obwohl man infiziert ist. Im Normalfall lassen sich Antikörper zwei bis vier Wochen nach einem Stich nachweisen und können noch jahrelang im Blut bleiben. Um zu überprüfen, ob die Borrelien ins Nervensystem gedrungen sind, müsste im Krankenhaus Rückenmarksflüssigkeit entnommen werden. Dies ist aber nur der Fall, wenn ernsthaft Verdacht auf Nervenschmerzen oder Lähmungen besteht. Welche Therapiemöglichkeiten gibt es? Eine Therapie ist in der Frühphase am erfolgreichsten. Antibiotika sind für jedes Borreliosestadium geignet. Die Therapiedauer liegt zwischen zwei Wochen (Erythema migrans) bzw. drei bis vier Wochen (Spätmanifestationen). Borreliose ist in der frühen Infektionsphase gut mit Antibiotika therapierbar. Eine späte Therapieaufnahme kann sich für den Patienten schwierig gestalten, da der Erreger sich im Gewebe oder in Gelenksflüssigkeiten verstecken kann. Viele Patienten werden auch ohne Behandlung und ohne bleibende Schäden gesund. Die Therapie senkt jedoch das Risiko einer Nerven- oder Organerkrankung. Leider gibt es bisher noch keine Impfung gegen Borreliose in Europa.