Hilfe, es juckt auf dem Kopf Was bei Kopfläusen zu tun ist Heidrun Berger Eltern werden meist leicht panisch, kommt ihr Kind mit Läusen aus der Kita oder der Schule nach Hause. Wer zum ersten Mal damit konfrontiert wird, fragt sich: Wie bekämpfe ich die Parasiten am effektivsten und was gilt es außerdem zu beachten? „Ein Mittel gegen Kopfläuse, bitte“, hauche ich dem Apotheker zu. „Wissen Sie, was am besten hilft?“, haucht er zurück. „Die Haare abschneiden!“ Ob das ein Scherz war oder ernst gemeint – ich bin mir bis heute nicht sicher. Ich habe mir jedenfalls das teuerste Anti-Läusemittel gekauft, um hundertprozentig sicher zu gehen, dass die kleinen, krabbelnden Blutsauger so schnell und so effektiv wie möglich von den Köpfen meiner Kinder verschwinden. Mit dem Nissenkamm auf Läusesuche gehen Neun Jahre lang hat es meine Familie geschafft, um einen Läusebefall herum zu kommen. Kamen die Rundmails von den Erzieherinnen aus dem Kindergarten oder später von der Schulleitung, mussten wir uns nicht angesprochen fühlen. Nun hat es uns doch erwischt und ich war in der Verpflichtung, mich zu informieren. Das erste, was das Internet zum Thema Kopfläusebefall ausspuckt, ist der Hinweis, dass man mit einem Nissenkamm auf die Suche nach den Tieren gehen soll. Auf der Kopfhaut sollen sie sich aufhalten – als Krabbeltier oder als ovales Ei gräulich bis braun gefärbt und einen Millimeter lang. Läusemittel mehrmals auftragen Ist man fündig geworden, soll man unverzüglich mit der Behandlung deren Wohlfühloase beginnen – dem Kopf und den Haaren. Aber wo bekomme ich Sonntagabend zum einen den Nissenkamm und zum anderen ein Läusebeseitigungsmittel her? Ich rufe eine Freundin an und sie bestätigt mir: Läuse entdeckt man zu 80 Prozent am Sonntagabend. Da sie fünf Kinder hat und schon des Öfteren am Wochenende auf Läusesuche gehen musste, ist in ihrer Hausapotheke immer ein Mittel vorrätig. Der Weg zu ihr ist näher als zur nächsten diensthabenden Apotheke und so borge ich es mir bei ihr. Ich lasse mir auch gleich erklären, wie man bei der Bekämpfung am besten vorgeht, denn ich habe sozusagen Null-Ahnung vom Thema. Zuhause wird das Läusemittel sorgfältig und keine Stelle auslassend auf die Kinderköpfe verteilt. Einwirken lassen (wie lange, steht auf der Packungsbeilage), auswaschen und anschließend das feuchte Haar mit dem Läuse- oder Nissenkamm auskämmen. Was da noch rauspurzelt, ist zwar wahrscheinlich schon tot, sollte aber trotzdem vom Kopf. Strähne für Strähne wird das Haar durchgekämmt und der Kamm immer wieder im Waschbecken abgeklopft oder mit einem weißen Papiertuch gesäubert. Zum Glück sind meine Kinder nicht mehr so klein und halten still und durch. Und immer wieder: Auskämmen! Dann ist die Schlacht gegen das Ungeziefer erst einmal geschlagen. Runde Zwei folgt einige Tage später. Je nach Mittel, muss die Prozedur acht bis zehn Tage nach der Erstbehandlung wiederholt werden, damit die nach der ersten Behandlung doch noch geschlüpften Läuse abgetötet werden, bevor sie wieder Eier legen können. An den Tagen zwischendurch ist immer wieder Auskämmen angesagt. In feuchtem Haar geht das am besten. Man kann zuvor noch zusätzlich eine Pflegespülung, die das Haar leichter kämmbar macht, auftragen. Nun ist dieses Prozedere nicht schön, aber machbar. Schlimmer und aufwändiger ist die Behandlungen der „Umgebung“ – also der Bettwäsche, des Bettes, der Sofakissen, des gesamten Sofas, der Kuscheltiere, der Handtücher, der Kämme, der Kleidung – von Mütze bis Schlafanzug – und so weiter. Hierzu sind die Informationen im Netz nicht so einhellig, wie die zur Behandlung des Kopfes. Bettwäsche, Handtücher, Nachthemd bei 90 Grad waschen, die Couch und die Bettmatratzen absaugen, die Kuscheltiere in die Gefriertruhe verbannen, alle anderen Kleidungsstücke ebenfalls waschen – das empfehlen die einen. Andere wiederum sagen: Völliger Quatsch, die blutsaugenden Parasiten überleben außerhalb eines Kopfes nur wenige Stunden, maximal 55, und liegen nach der Entlausungskur nur noch als Leichen auf dem Kopfkissen oder in der Sofaritze herum. Nur auf dem Kopf findet die Laus ideale Temperaturen und kann ihre regelmäßigen Blutmahlzeiten alle drei Stunden einnehmen. Gegenstände sind deshalb nur selten bis nie verlaust. Die Bett- und Nachtwäsche muss auch nicht gekocht werden – es reicht, sie bei 60 Grad zu waschen. Die Ansteckungsquelle finden Wichtig ist, die Ansteckungsquelle zu finden, alle Kontaktpersonen über den Läusebefall zu informieren und zu behandeln. Schule und Kindergarten, Sportverein und andere Gemeinschaftseinrichtungen müssen ebenfalls in Kenntnis gesetzt werden. Kinder mit Kopfläusen dürfen die Einrichtungen erst einen Tag nach Behandlungsbeginn wieder besuchen, denn dann sind keine Läuse, die andere Kinder anstecken könnten, mehr vorhanden. Es besteht keine Attestpflicht vom Arzt; die Behandlung kann von den Eltern selbst bestätigt werden, falls das in den Einrichtungen gefordert wird. Was sind Kopfläuse? Kopfläuse ernähren sich von menschlichem Blut, wohnen im Haaransatz und gehören zu den so genannten Menschenläusen. Ihr lateinischer Name lautet Pediculus humanus capitis. Das Krabbeltier ist an ihrem länglichen, bis zu drei Millimeter großen Körper zu erkennen. Sie hat keine Flügel, aber sechs Beine. Mit denen kann sie über die Haare zu krabbeln und so auch wunderbar von einem Kopf zum nächsten wandern. Springen kann sie allerdings nicht – auch wenn ihr das angedichtet wird. Die Menschenlaus ist nicht durch Haustiere übertragbar, da sie sich dort nicht aufhält: Katzen- und Hundeblut schmeckt ihr nicht. Der Lebenszyklus einer Laus Aus den am Haar abgelegten Eiern schlüpfen nach 7 bis 10 Tagen die Larven. Zurück bleiben die leeren Eihüllen, die im Haar weißlich schimmern. Die Larve entwickelt sich innerhalb von acht bis zehn Tagen zur erwachsenen Laus. Nach weiteren zwei bis drei Tagen legt die weibliche Kopflaus Eier ab. Alternative Therapien Das Rasieren des Kopfes war früher die einzige wirkungsvolle Methode bei Kopflausepidemien. Diese Prozedur beugte auch einer Wiederansteckung vor, solange die nachwachsenden Haare noch kurz waren. Hatte der Apotheker also doch nicht ganz unrecht… Aber ob das heutzutage noch das erste Mittel der Wahl sein sollte? Meinen beiden langhaarigen Jungs hätte ich das nicht antun können. Gibt es ansonsten Alternativen zu den Läusemitteln aus der Apotheke? Eine Behandlung mit Mayonnaise, Teebaumöl, Olivenöl, Essig, heißer Luft aus dem Fön oder der Sauna bringen wohl nicht den gewünschten Erfolg, denn dazu wird nicht ernsthaft geraten. Auch häufiges Haare waschen hilft nicht gegen den Läusebefall. Der Kitt, mit dem die Kopflaus ihre Eier am Haar festklebt, lässt sich nämlich durch ein normales Shampoo nicht lösen.