Kinder und Spielzeug Wieviel Spielzeug braucht ein Kind? Steffi Rehfeld Obwohl die Geburtenrate in Deutschland seit Jahren sinkt, steigt das Wachstum der Spielwarenindustrie 2008 um 8,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Offensichtlich bekommen Kinder immer mehr Spielzeug geschenkt. Da braucht man sich fast nicht mehr zu wundern, warum ein Kind, so hat es das statistische Bundesamt (DESTATIS) errechnet, bis zu seinem 18. Lebensjahr über 110.000 Euro kostet. Zahlen und Fakten Für die Kleinen darf es nur das Beste sein und so fließen jährlich 1,5 Mrd. Euro, als Taschengeld oder andere finanzielle Zugaben, in die Hände der 6 bis 13-Jährigen, fand die aktuelle Studie Kids VA des Egmont Ehapa Verlages heraus. Die Summe, die direkt für Sachen wie Furby und seine Freunde ausgegeben wird, beläuft sich allerdings auf beachtliche 3,4 Mrd. Euro. Dabei nimmt den Großteil der verkauften Waren immer noch traditionelles Spielzeug ein, wie beispielsweise Fahrräder, Plüschtiere und sogar Puzzle-Spiele. Die Aufmerksamkeit der ganz Kleinen kann dabei nach wie vor mit Autos und Puppen gefangen werden. Doch die Technik macht auch nicht vor den Kinderzimmern halt. Besonders die 10 bis 13-Jährigen sind Feuer und Flamme, wenn es um elektronisches Spielzeug geht. Da wird der Teddy schon mal sekundenschnell in die nächste Ecke verbannt. Vom Abakus zum Lerncomputer Das multimediale Kinderzimmer ist keine Vision mehr aus einem Science-Fiction-Film. Mittlerweile beherrschen sprechende Robo-Hunde, bis zehn zählende Babyrasseln und andere technische Wunderwerke die kindlichen Gefilde. Bei älteren Kindern finden so genannte Handgeräte, wie der Game Boy und andere tragbare Spielekonsolen, am meisten Anklang. Auch für diese wird immer mehr Lernsoftware produziert. Eltern stehen daneben, rechtfertigen sich mit dem Lernerfolg ihrer Sprösslinge und helfen ihnen beim täglichen Gehirnjogging-Training. Eine Innovation, die die Kleinen in großen Mengen brauchen? Ist viel nun gut? Babys und Kleinkinder sind in ihren ersten Jahren besonders empfänglich für Lernimpulse. Sie erkunden jedes Detail eines Gegenstandes, erlangen auf diese Weise an neues Wissen und erlernen die notwendige Feinmotorik. Als unterstützende Lernhilfe muss es allerdings nicht immer die teuerste Technik sein. Das Gegenteil ist der Fall. Dadurch, dass das Kind nun zum Bediener wird, vernachlässigt es seine Motorik. Meist bleibt zudem die Fantasie bei solchen technischen Geräten fast gänzlich auf der Strecke, da alles von künstlichen Gehirnen vorgegeben wird. Musste man sich vor Jahren sein Haus aus Bauklötzen mühsam selbst zusammenbauen, hilft einem heutzutage der Computer. Dennoch birgt der ständige Umgang mit der Technik natürlich seine Vorteile, denn dadurch erfahren die Kleinen frühzeitig technische Kompetenz und erlernen den Umgang mit Medien spielend. Daher sind sie gewissermaßen den älteren Leuten um Einiges voraus. Doch zu viel Spielzeug, auch Lernspielzeug, sollte dem Kind trotzdem nicht angeboten werden. Aufgrund des übermäßigen Reizeinflusses wechseln die Kleinen nämlich zu schnell von einer Sache zu der nächsten und beschäftigen sich kaum intensiv mit einem Gegenstand. Der Lerneffekt ist daher gering. Entsprechende Anreize lassen sich mit wenigen Gegenständen oft intensiver schaffen.