Von Stofftier bis Kuscheldecke Wieso Kinder Teddybär und Co zur Entwicklung brauchen Redaktion Sie sind feste Bestandteile von Gute-Nacht-Ritualen und helfen gegen Traurigkeit. Die Rede ist von Kuscheltieren, Stoffpuppen und Schmusedecken, die deutschlandweit in so gut wie keinem Kinderzimmer fehlen. Nicht nur als Spielzeuge nutzen sie, sondern werden von den Kleinen regelrecht vergöttert und weichen selten von ihrer Seite. Die Frage vieler Eltern: Inwieweit unterstützen die flauschigen Freunde die kindliche Entwicklung? Übertragungsobjekte: Wie Plüschtiere Kindern nutzen Kinder haben noch viel zu lernen. Genau wie den Umgang mit der äußeren Welt lernen sie auch ihre emotionale Innenwelt gerade erst kennen. Zur Seite steht ihnen dabei in vielen Fällen das Lieblingsspielzeug – meist ein flauschiges Kuscheltier. Vor allem in den ersten Lebensjahren sind Plüschtiere und Stoffpuppen in verschiedensten Formen für Kinder unersetzlich. Wenn sie verlegt werden, können die Kleinen manchmal kaum einschlafen. Gehen sie verloren, werden sie tagelang beweint. Laut Experten hängt die Stärke der Bindung jeweils von der Persönlichkeit des Kindes und den gesellschaftlichen Bedingungen ab. Interessanterweise sind die flauschigen Weggefährten umso bedeutender, je früher der Nachwuchs auf engen Körperkontakt mit der Mutter verzichten muss. Ihre Mütter sind für Kinder im Säuglingsalter die bedeutendsten Bezugspersonen. Nicht zuletzt, weil sie sich aus ihrer Brust nähren. Je früher die Ablösung von Mutter und Kind aus kulturellen oder anderweitigen Gründen stattfindet, desto höher das Interesse an einem Ersatz. Gut zu wissen: Kuscheltiere helfen gegen Stress Stresssituationen aktivieren das kindliche Bindungssystem. Zum Stressabbau benötigen die Kleinen daraufhin etwas Vertrautes: Vorzugsweise ihre Mutter. Ist jene gerade nicht greifbar, können Kuscheltiere ihre Rolle übernehmen und Kindern so in Stresssituationen neue Kraft geben. Psychologen sprechen in diesem Kontext auch von Übertragungs-Objekten. Mein bester Stofftier-Freund: Von der Mutter zum Komplizen So wie Lieblingskuscheltiere in den ersten Lebensjahren die Mutter repräsentieren können, werden sie später zu den besten Freunden. Als enge Vertraute hüten sie Geheimnisse und können als Komplizen verstanden werden. An die Erkennung des Ichs im Spiegel – das sogenannte Spiegelstadium – zwischen dem sechsten und 18. Lebensmonat schließt dank des Stofftiers nahtlos die Erkennung eines Nicht-Ichs (Kuscheltier) an. Zu diesem Zeitpunkt erfahren Kinder, dass sie Objekte in der Welt beherrschen können. Wann sie das Stofftier haben wollen und wann lieber nicht, lernen sie nun beispielsweise bewusst zu entscheiden. Je älter Kinder werden, desto eher lassen sie ihre Lieblingsstofftiere auch das Wasser testen, bevor sie sich selbst hineinwagen. Bestimmte Dinge werden ihnen an den Spielzeugen vorgemacht. Andere testen sie selbst an ihnen aus. Auch entwicklungsrelevante Grenzüberschreitungen trauen sie sich an der Seite ihrer flauschigen Freunde eher. Denn machen sie etwas falsch, kann der Plüschgefährte die Verantwortung dafür übernehmen. Obwohl die Eltern nicht wirklich glauben, dass nicht der Stoffbär beim Spielen die Vase zerbrochen hat. Experten–Tipp für Eltern Je besser Mama und Papa die Beziehung zwischen ihren Kindern und deren Lieblings-Plüschtieren beobachten, desto tiefer können sie in die Seele ihrer Sprösslinge blicken. Was die Kleinen gerade beschäftigt, lässt sich gezielt aus dem Spielverhalten mit dem flauschigen Komplizen ablesen. Einfluss darauf nehmen können sie, indem sie mitspielen. Ganz besonders bei Rollenspielen. Kaufratgeber: Welches Stofftier darf es sein? Insgesamt erscheint das Stofftier als der erste selbstgewählte Freund in unterschiedlichen Rollen. Darunter vor allem Muttervertretung, zum Beispiel in der Nacht, wenn die Kleinen Angst vor der Dunkelheit haben.Geheimnishüter bei Plänen, die Mama und Papa nicht gefallen würden und dem Stofftier heimlich zugeflüstert werden.Seelentröster, zum Beispiel beim Arzt oder in anderen unangenehmen Situationen.Schutzbefohlener, wenn sich der Nachwuchs gegenüber dem Kuscheltier in die Elternrolle begibt und dadurch soziales Verhalten lernen.Frustventil, zum Beispiel bei Ärger mit Mama und Papa, den die Kleinen ohne Verletzungsgefahr an ihrem Plüschfreund auslassen können. Viele Kinder behalten ihren besten Stofftierfreund ein Leben lang. Zwar ändert sich im Laufe der Zeit die Beziehung zu ihm, aber sollte man ihn später wegwerfen? Öfter als das wird er an die eigenen Kinder weitervererbt. Angesichts einer so langwierigen Beziehung fällen Kinder die Entscheidung für ein bestimmtes Lieblingskuscheltier nicht einfach leichtfertig. Welche Kriterien sie bei der Auswahl ihres Stoffkumpanen haben, unterscheidet sich nach der Persönlichkeit. Die Wahl wirklich beeinflussen können Eltern nicht. Weich, ungefährlich und qualitativ sollten gekaufte Plüschfreunde trotzdem immer sein. Gute Verarbeitung an den Nähten und schadstofffreie Materialien wie Baumwolle sind das A und O. Grundsätzlich gilt, dass Stoffpuppen und Tiere beim Spielen einen höheren Stellenwert haben als beispielsweise eine Kuscheldecke. Nichtsdestotrotz können auch Decken und Kissen die genannten Funktionen übernehmen. Dass eine Decke beispielsweise ein guter Geheimnishüter sein kann, versteht sich von selbst. Denn befinden sich die Kinder darunter, sind sie für die Welt auf einmal unsichtbar. Am besten bieten Eltern ihren Sprösslingen sämtliche Optionen an, damit sie nach Belieben wählen können.