Bahnreisen in der Schweiz Die Schweizer Albulalinie: Von Thusis nach St. Moritz Angelika Hage Die spektakuläre Schmalspur-Bahn-Strecke der Albulalinie im Schweizer Kanton Graubünden ist ein bahntechnisches Meisterwerk. 1903 eröffnete die Rhätische Bahn nach nur fünf Jahren Bauzeit eine Route mit beeindruckenden Bauten. Höhenunterschiede von über 1000 Metern werden dank dieser Baukunst ohne Zahnrad gemeistert. Die knapp 62 Kilometer lange Strecke der Albulalinie führt unter anderem über Filisur, Bergün und Preda, die wir von unserem REKA Feriendorf in Bergün aus bequem erreichen. Landwasser-Express: Eine Tschutschubahn zum Viadukt Am Bahnhof von Filisur wartet der kuschelige Landwasser-Express, um interessierte Gäste direkt zum Fuße des Landwasserviaduktes zu bringen. Während der Fahrt durch das reizende Filisur erzählt eine Stimme, dass der Ort mit seinem historischen Dorfkern das westlichste Engadinerdorf ist. Vorbei an der Gärtnerei erfahren wir auch, dass hier Kräuter abgestimmt auf das alpine Klima wachsen. Der Name des Flusses Albula ist abgeleitet vom Lateinischen „albulus“ (weisslich). Und in der Tat, der Fluss hat eine unverkennbare milchige Färbung. Entlang der Albula wird die Fahrt nun abenteuerlicher. Langsam knirscht die Bahn über eine kleine Brücke zum nächsten Hotspot und rumpelt anschließend weiter über Gebirgsgeröll. Die steil aufragenden Felswände bilden eine imposante Kulisse, während wir tutend über provisorische Pisten holpern. Schlussendlich stehen wir vor einem der imposantesten Bauwerke Graubündens: dem 120 Jahre alten Landwasserviadukt. Die schönsten Schweizer BahnstreckenDie Schweizer Albulalinie: Von Thusis nach St. MoritzDie schönste Strecke: Highlights auf der BerninalinieMalerisch: Die Bahnstrecke der Arosalinie Ein Wahrzeichen Graubündens: Das Landwasserviadukt Dieses 1903 eröffnete, spektakuläre Viadukt ist nicht nur ein Muss für Freunde der Bahn. Der Kunstbau war eine architektonische Meisterleistung, denn er wurde wegen der Hochwassergefahr ohne Gerüst in nur 1,5 Jahren fertiggestellt. Mit 142 Metern Länge und 65 Metern Höhe ist die elegante Brückenkonstruktionen das meist fotografierte Bauwerk der Albulalinie und der Rhätischen Bahn. Wir steigen aus dem Landwasser-Express und bestaunen ehrfürchtig das Bauwerk. Der Moment, in dem sich die rote Bahn langsam über das Viadukt schiebt, ist aufregend. Tipp: der Zug fährt etwa 5-10 Minuten vor jeder vollen Stunde über die Brücke in Richtung Filisur. Der Glacier-Express ist besonders fotogen – er hält einen Moment, bevor er rauschend im Berg verschwindet. Den Aussichtspunkt und das Dorf Filisur verbinden verschiedene Wanderwege, wie beispielweise der Spazierpark Filisur zwischen Dorf, Landwasserviadukt und der Ruine Greifenstein. Spannend ist auch der 4-Viaduktewanderweg Filisur – Jenisberg mit 13,7 km Länge. Wir schlendern entlang des Flusses zurück zum Bahnhof. Auf halber Strecke wird der Weg steiler und schmaler, führt vorbei an Bergwiesen und stark verwurzelten Waldabschnitten. Auf einer Anhöhe werden wir mit einem fantastischen Blick über das Tal belohnt. Abenteuer und Nostalgie: Historische Fahrten mit dem „Krokodil“ Wir starten einen fantastischen Ausflug mit dem liebevoll restaurierten Nostalgiezug Krokodil zwischen Filisur und Davos. Die kultige Lokomotive Ge 6/6 414/415 pendelt fahrplanmäßigen während der Sommersaison zweimal täglich zwischen den Bahnhöfen Filisur und Davos Platz. Der legendäre Zug mit seinen über hundertjährigen Personenwagen der 1. und 3. Klasse, einem offenen Aussichtswagen und einem Gepäckwagen lassen uns in eine andere Zeit abtauchen. Auch das Zugpersonal trägt originalgetreue Uniformen. Diese 40 Minuten Eisenbahnromantik auf der Albulalinie wie aus dem Bilderbuch begeistern. Im offenen Wagen umarmt uns der Fahrtwind, Wasserfälle rauschen vorbei, auf dunkle Tunnel folgen sattgrüne Bergwiesen und lichte Waldabschnitte. Gemächlich rattert der alte Zug durch die gewaltige Kulisse der Schweizer Bergwelt. Zwischen Bergün und Preda: Kehrtunnel und Viadukte über dem Albulatal Auf der Fahrt zwischen Bergün und Preda, inmitten der malerischen Berglandschaft, muss die Albulabahn besonders große Höhenunterschiede bewältigen und dabei gleichzeitig zu starke Steigungen vermeiden. Die spektakuläre Lösung: Drei Spiraltunnel, zwei Kehrtunnel und vier gewaltige Viadukte über die Albula verdoppeln die Strecke und überwinden die enorme Höhe durch das schmale Tal. Diese einzigartige Ingenieurskunst eröffnet sich uns mit einem Blick aus dem Fenster. Immer wieder wechselt der Zug die Talseite, schraubt sich in den Tunneln in die Höhe und spielt dabei unserem Orientierungssinn einen kleinen Streich. Großprojekt der Rhätischen Bahn: Neubau des Albulatunnels Hinter dem Bahnhof Preda verschwindet der Zug in einer 5864 Meter langen Tunnelröhre, dem Albulatunnel. Es ist das Nordportal des Eisenbahntunnels. Etwa sechs Minuten dauert die Fahrt durch den höchstgelegenen Alpendurchstich in 1820 m ü. M. nach Spinas im Engadin. Heute ist der 1903 eröffnete Tunnel in einem schlechten Zustand und muss komplett neu gebaut werden. Der Tunnelrohbau ist fast fertiggestellt. Die Inbetriebnahme des neuen Albulatunnels ist für Mitte 2024 geplant. Anschließend wird der alte Tunnel zu einem Sicherheitstunnel umgebaut. Das Bahnmuseum Albula bietet in Zusammenarbeit mit der Rhätischen Bahn Baustellenführungen an. In das Schwyzerdütsch des Baustellenführers müssen wir uns zunächst reinhören – „Züügli, Brüggli und Wägli“ klingen für unsere Ohren eher nach Miniaturwunderland. Dabei stehen wir staunend auf der aktuell größten Baustelle Graubündes. Wir erfahren, wie aufwändig die Bauvorbereitungen der Albulalinie waren, welch herausfordernde Logistik die Verwertung des Abbruchmaterials nach sich zieht oder wie Natur- und Heimatschutz auf dieses Projekt Einfluss nehmen. Was sprachlich dennoch an uns vorübergeht, steht an der leuchtend roten 165 Meter langen Baustellenwand. Die „Infoarena“ erklärt Groß und Klein den Neubau des Albulatunnels. Neben gut gemachten Veranschaulichungen zu den Themen Geologie, Tunneltechnik oder Logistik, gibt es auch spielerische Angebote. So entdecken z.B. die Jüngsten über interaktive Elemente oder verschiedene Rutsch- und Klettermöglichkeiten diese riesige Baustelle. Der Palpuognasee: Natur entdecken am Albulapass Wir bleiben in Preda und wandern von der Bahnstation aus, den Wegweisern folgend, hinauf zum malerischen Lai da Palpuogna. Auf 1917 m ü. M. liegt der Palpuognasee inmitten des Naturparks Parc Ela an der Albulapassstraße. Wer mit dem Auto anreist, muss Glück haben. Es gibt nur wenige Stellmöglichkeiten auf dem kleinen Parkplatz.Etwa 45 Minuten dauert die Wanderung über den schmalen Waldpfad. Es geht über knorrige Wurzeln und Stege, kleine Wasserfälle murmeln talabwärts. Der dichte Lärchenwald lässt das Sonnenlicht nur schwach durchschimmern. Am Wegrand stehen Bänke, auf die wir uns setzen, um die bezaubernde Landschaft auf uns wirken lassen. Die Anstrengung des Aufstiegs lohnt sich. Der Palpuognasee gilt als einer der schönsten Bergseen im Kanton. Seine Ufer sind von Lärchen eingerahmt. Der etwa 500 Meter lange und knapp 200 Meter breite See kann in gut einer halben Stunde umwandert werden. Mit seinem glasklaren Wasser wird er als Stausee der Elektrizitätswerke Bergün betrieben. Baden ist nicht erlaubt. Empfehlenswert ist auch ein Ausflug zu den murmelnden Albulaquellen oberhalb der Forschungsstation Alp Weissenstein, die vom Palpuognasee aus gut zu erreichen sind. Wandern an der Bahnstecke: Bahnerlebnisweg Albula Seit 2008 gehört die Albulalinie gemeinsam mit der Berninalinie zum UNESCO Welterbe. Die Streckenabschnitte zwischen Preda, Bergün und Filisur sind auf dem Bahnerlebnisweg Albula auch hautnah zu erleben. Parallel zur Bahnstrecke erschließt sich diesen Themenweg zwischen Albulatunnel und Landwasserviadukt in drei Etappen. Vom Reka Feriendorf Bergün aus ist es ein Katzensprung zum sehr sehenswerten Bahnmuseum Albula. Neben Wissenswertem rund um die Rhätische Bahn früher und heute ist es vor allem eine eindrucksvolle Wanderroute durch eine atemberaubend schöne Landschaft. Bilder: © privat