Mit Kindern über den Tod sprechen Das Museum für Sepulkralkultur als Ort für Kinder Heidrun Berger Im Museum für Sepulkralkultur in Kassel dreht sich alles um Tod und Sterben. In einer Ausstellung und Veranstaltungen bietet es Kindern eine einzigartige Begegnung mit der Sterbe-, Bestattungs- und Trauerkultur. Mit dem Koffer „Vergissmeinnicht“ kann das Thema zudem mobil in Kitas und Schulen gebracht werden. Der Tod hat eine große Präsenz in den Medien, doch im Umgang mit ihm sind die Menschen unsicher und ängstlich. Vieles geschieht hinter geschlossenen Krankenhaus- und Hospiztüren und gerade Kinder werden vom Geschehen fern gehalten, weil die Eltern ihnen nicht zutrauen, dass sie eine Konfrontation mit dem Tod verkraften können. Begräbnis- und Trauerrituale geraten so in Vergessenheit und Kinder wissen nicht, was es damit auf sich hat. Das Museum für Sepulkralkultur ist das einzige seiner Art in Deutschland und möchte Kindern wie Erwachsenen die Begegnung mit der Tradition der Sterbe-, Bestattungs- und Trauerkultur ermöglichen – und ist, trotz seines besonderen Themas, ein Museum wie jedes andere. Es bietet neben seiner Dauerausstellung Führungen, Veranstaltungen und ein Kinder- und Jugendprogramm an. Führungen für Schüler Wenn im Unterricht über das Thema Sterben und Tod gesprochen wird, ist ein Besuch im Museum eine anschauliche Ergänzung. Fragen wie „Kommen die Verstorbenen in den Himmel?“, „Warum hatten die Menschen Angst vor der Hölle oder „Tut Sterben weh?“ können dabei angesprochen und von den Mitarbeitern beantwortet werden. Kindergeburtstag im Museum für Sepulkralkultur feiern Den Kindergeburtstag in einem Museum feiern? Ja, warum nicht? Aber in einem, in dem es um den Tod geht? Geht auch! Wer einen Kindergeburtstag im Museum für Sepulkralkultur bucht, bekommt einen dreistündigen Rundgang durch die Ausstellung, einen gedeckten Geburtstagstisch und die Betreuung durch zwei Museumsmitarbeiter. Beim Piratengeburtstag geht es mit Augenklappen und Piratenhüten durch die Ausstellung und es werden Fragen geklärt wie „Warum wurden Särge damals mit Totenschädeln und Knochen bemalt? Liegen da Piraten begraben?“ Anschließend können das Geburtstagskind und seine Gäste ihre Seetüchtigkeit testen und prüfen, ob sie schwindelfrei sind sowie mit Enterhaken und Messer umgehen können. Geistergeburtstagsfeier für Kinder Kinder zwischen sechs und zehn Jahren erfahren beim Geistergeburtstag, dass viele Menschen glauben, dass ihre Seele nach dem Tod ins Jenseits wandert – in den Himmel, die Unterwelt oder das Schattenreich. Was aber passiert mit den Seelen, die es nicht dorthin schaffen? Kommen sie als Geister zurück? Beim Rundgang durch das Museum erfährt die Geburtstagsrunde, wie man Geister und Gespenster erkennt und vertreibt. Projekttage zum Thema „Abschied nehmen“ Vielen Menschen fällt es sehr schwer, die Fragen von Kindern und Jugendlichen über das Sterben und den Tod zu beantworten. Im Museum können die Kinder ihre Fragen offen stellen und bekommen eine klare Antwort. Schulklassen, Kindergartengruppen, Konfirmandengruppen oder Vereine können an einem Projekttag oder einer ganzen Projektwoche zu den Themen Sterben, Tod, Bestatten, Trauern und Gedenken teilnehmen. Museumskoffer „Vergissmeinnicht“ Wer nicht in Kassel wohnt, sich aber dennoch mit dem Thema beschäftigen möchte, kann sich den Museumskoffer „Vergissmeinnicht“ ausleihen. Stephan Hadraschek vom Berliner Bestattungsunternehmen Otto Berg geht mit diesem Koffer in Kindertagesstätten und Schulen und redet mit den Kids über die Themen Sterben, Tod, Bestatten und Trauer. Um ihnen das schwierige Thema nahe zu bringen, hat er den Koffer dabei. Der hat die Form eines Sarges, ist außen bunt bemalt und enthält Dinge, die zum Thema passen: eine Urne, ein Kranz mit Schleife, Grablichter, Trauerkarten, ein Engel, schwarze Tücher, ein Stethoskop, Räucherstäbchen sowie Literatur und Arbeitsanleitungen. Lehrer und Erzieher können den Koffer auch ohne Stephan Hadraschek für zehn Euro am Tag ausleihen und ihn zur Ergänzung thematischer Projekte nutzen. „Ich unterstütze sie aber gern und erkläre, wie sie sich dem Thema nähern können. Ich organisiere auch Besuche beim Steinmetz, im Krematorium, auf dem Friedhof oder in einem Mausoleum“, so Hadraschek. Der Koffer „Vergissmeinnicht“ wurde vom Museum für Sepulkralkultur in Kassel gemeinsam mit dem Verein Kaleidoskop Mitmachprojekte Frankfurt entwickelt. Otto Berg hat ihn vor drei Jahren für die Björn Schulz Stiftung gekauft und nach Berlin geholt. In Berlin und Brandenburg war er seit dem an die 25 Mal im Einsatz. In ganz Deutschland gibt es 14 Exemplare.