Kinder und Cliquen Was Kinder beliebt macht Wanda Steinmetz Welche Werte sind Kindern bei ihren Freundschaften wichtig? Sind Mädchen und Jungen eher miteinander befreundet oder bleiben sie lieber unter sich? Wenn man Kindern die Frage stellt, was ihnen bei ihren Freunden wichtig ist, so nennen sie den Zusammenhalt und die gegenseitige Hilfe in Freundschaften (90 Prozent), wie in der 1. World Vision Kinderstudie. Weiterhin macht Lachen und Lustig sein beliebt. Am unteren Ende der Beliebtheit steht das Tragen von teurer Kleidung mit 31 Prozent. Geschlechtsspezifische Unterschiede konnten keine festgestellt werden, wobei es Unterschiede über die Meinung bezüglich der Beliebtheit mit teuren Klamotten gibt. Kinder aus unteren Schichten sind mit 40 Prozent der Ansicht, dass teure Kleidung beliebt macht, wo hingegen Kinder aus oberen Schichten diese Ansicht nur mit 24 Prozent teilen. Kinder aus unteren Schichten sind generell eher der Ansicht, äußere Merkmale wie gutes Aussehen, sich nichts gefallen lassen, beliebt mache. Kinder aus oberen Schichten vertreten diese Meinung weniger. Eine mögliche Erklärung wäre hierfür, dass Kindern aus oberen Schichten materielle Möglichkeiten eher offen stehen und sie darum jenen nicht so eine hohe Bedeutung beimessen. Wobei die Wichtigkeit der sozialen Kompetenzen bei allen Kindern im gleichen Maße wichtig war. Gibt es Unterschiede bei den Freundeskreisen von Jungen und Mädchen? Die meisten Cliquen sind mit 63 Prozent gemischtgeschlechtlich und in 36 Prozent der Gruppen gibt es keine Freunde vom anderen Geschlecht. Unterschiede bei Mädchen und Jungen zum Beispiel bei Einladungen zu einer Geburtstagsfeier konnten nicht festgestellt werden. Sowohl die Hälfte der Mädchen und Jungen laden auch Kinder vom anderen Geschlecht zu ihrer Feier ein. Soziale Integration im Freundeskreis Wie viele Freunde hat ein Kind? Gibt es einen Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft eines Kindes und der Anzahl der Freunde? Wie leicht schließen Kinder Freundschaften, fällt es manchen leichter und anderen schwerer? Neben der Familie und den Lehrern hat noch eine ganz andere Gruppe von Personen Einfluss auf die Kinder, nämlich die so genannte Clique oder auch Peers genannt. Peers bedeutet aus dem englischen übersetzt „seinesgleichen“ oder „ihresgleichen“. Mit Gleichaltrigen befreundet zu sein ist wichtig, denn so können Erfahrungen über Probleme ausgetauscht werden, die die anderen gleichermaßen betreffen. Worüber man mit Eltern oder Lehrern zwar auch sprechen könnte, aber deren Perspektive eine ganz andere ist. Freunde haben den gleichen Stress mit den Lehrern oder Eltern und sie bilden somit einen wichtigen Bezugspunkt. Freunde sind nicht mit einer Clique gleichzusetzen. Es ist möglich einzelne Freunde zu haben, eine Clique jedoch ist erst dann gegeben, wenn sich mehrere Personen zu einer Gruppe zusammenschließen. Die Zusammenschließung erfolgt spontan und hat informellen Charakter, was bedeutet, dass die Gruppe keine festgelegten Ziele hat oder in einer Organisation zusammengeschlossen ist. Wie viele Freunde hat ein Kind? Nach der 1. World Vision Kinderstudie von 2007 nannten die meisten Kinder bei der allgemeinen Frage nach ihrer Anzahl von Freunden 10. Andere Studien kommen auf eine etwas geringere Zahl, wobei der Unterschied von den Angaben der Mädchen und Jungen fast gleich war. Die meisten Kinder (73 Prozent) sind mit der Größe ihres Freundeskreises zufrieden. Die Grenze für eine angemessene Integration von Kindern wurde bei einem Freundeskreis von mindestens vier oder mehr Freunden angesetzt. Demnach sind 65 Prozent der Kinder angemessen integriert. Diese Angaben über die Zufriedenheit mit der Anzahl der Freunde wurde von den Kindern selber gemacht, demnach sehen sich die meisten Kinder als angemessen integriert an. Soziale Integration und Herkunft Die meisten normal integrierten Kinder fanden sich in der Oberschicht (74 Prozent) und die am wenigsten in der Unterschicht (38 Prozent). Weiterhin sind Kinder mit Spielfreunden im Wohnumfeld besser integriert als Kinder ohne Spielfreunde. Das bedeutet, je gehobener die Schicht ist, desto integrierter sind die Kinder. Freundschaften schließen und die Herkunftsschicht Auf die Frage, ob es ihnen leicht fiele Freundschaften zu schließen, stimmten 75 Prozent der Kinder zu und 25 Prozent meinten, es fiele ihnen schwer. In diesem Punkt verhält es sich genauso, wie bezüglich der Anzahl der Freunde. Kindern aus unteren Herkunftsschichten fällt es mit 58 Prozent eher leicht Freundschaften zu schließen, wobei es Kindern aus der Oberschicht mit 75 Prozent leichter fällt. Die ganzen Angaben beruhen auf der Selbsteinschätzung der Kinder. Alter, Geschlecht, Familienform, Erwerbsbeteiligung der Eltern, Migrationshintergrund oder die Religionszugehörigkeit spielten keine herausragenden Rollen bei der Schließung von Freundschaften. Somit sind Kinder aus den unteren Herkunftsschichten nicht nur finanziell oder bildungstechnisch benachteiligt, sondern zudem noch in ihrer sozialen Integration. Freundeskreise und Kulturen Sind die Freundeskreise von deutschen einheimischen Kindern und Kindern mit Migrationshintergrund gleich beschaffen? Gibt es überhaupt unterschiedliche Freundeskreise oder sind sie einfach alle miteinander befreundet? Kinder mit Migrationshintergrund im Freundeskreis von einheimischen deutschen Kindern Es ist schwierig festzulegen, wie eine normale Verteilung der Kulturen in Freundeskreisen aussieht. Gegenwärtig sieht es so aus, dass die Hälfte der einheimischen deutschen Kinder keine Kinder mit Migrationshintergrund zum Geburtstag einlädt, (Quelle: World Vision Kinderstudie von 2007). Die andere Hälfte lädt mit 26 Prozent mehrere ein und 33 Prozent ein bis zwei. Die Anzahl der Freunde richtet sich nach demographischen Bedingungen. Kinder in Vorstädten, in denen weniger Kinder mit Migrationshintergrund leben, haben auch weniger Freunde mit Migrationshintergrund. Jungen haben im Vergleich zu Mädchen etwas weniger Freunde mit Migrationshintergrund. Aber nicht nur zwischen den Geschlechtern gibt es einen kleinen Unterschied, auch das Alter spielt eine Rolle. Dies zeigt sich darin, dass jüngere Kinder im Normalfall weniger Freunde mit Migrationshintergrund haben. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass sie sich im zunehmenden Alter weiter entwickeln und eine Vielfalt an Erfahrungen machen. Ihr Horizont erweitert sich und dazu gehört auch die Erweiterung oder das Finden eines neuen Freundeskreises. Wo Kinder aus unterschiedlichen Kulturen aufeinander treffen, dort schließen sie auch Freundschaften. Darum haben Kinder in Ganztagsschulen oder in Horten mehr Freunde mit Migrationshintergrund als Kinder, die keine Nachmittagsbetreuung beanspruchen. Einheimische deutsche Kinder im Freundeskreis von Kindern mit Migrationshintergrund Die Hälfte der Kinder mit Migrationshintergrund hat vorrangig deutsche Kinder im Freundeskreis und 80 Prozent laden mehrere deutsche Kinder zum Geburtstag ein. Bei Jungen und Mädchen mit Migrationshintergrund verhält es sich genau umgekehrt, als bei ihren einheimischen deutschen Freunden. Wo bei den deutschen die Mädchen eher mit Kindern mit Migrationshintergrund befreundet waren, sind hier die Jungs mit 65 Prozent fast nur mit einheimischen deutschen Kindern befreundet. Kindern mit Migrationshintergrund nutzen fast vollständig Deutsch als Umgangssprache (94 Prozent) und somit lassen sich keine Sprachbarrieren finden, welche den Umgang zwischen den Kulturen erschweren könnten. Nach ausführlichen Untersuchungen lässt sich keine signifikante Trennung zwischen den Freundeskreisen von einheimischen deutschen Kindern und Kindern mit Migrationshintergrund feststellen.