Alleinerziehende Eltern Mutter und Vater in Personalunion Susanne Plöger Alleinerziehende Eltern sind meist nicht freiwillig allein, aber mit diesem Leben doch zufrieden. Gesellschaftlich wird zu wenig anerkannt, was es heißt, allein Eltern zu sein, nämlich Mutter und Vater zugleich. Viele alleinerziehende Eltern wünschen sich einen Partner an ihrer Seite und zur Unterstützung in der Erziehung der Kinder. Da jedoch Wünsche bekanntlich nicht immer und selten auch sofort in Erfüllung gehen, sehen sich Alleinerziehende in der Situation, das Leben und die Kindererziehung allein zu meistern. Akzeptanz, aber keine Anerkennung Alleinerziehende Eltern werden gesellschaftlich zunehmend akzeptiert. In der sich wandelnden Gesellschaft kann die klassische Familienkonstellation: Vater, Mutter, Kinder nicht mehr vorausgesetzt werden. So wird Hilfe und Unterstützung für Alleinerziehende von der Mehrheit der Bevölkerung befürwortet. Wenn auch die vermehrte Akzeptanz das Selbstbewußtsein der alleinerziehenden Eltern zu stärken vermag, ist vor allem Unterstützung finanzieller Art und in der sozialen Absicherung notwendig. Hier werden alleinerziehende Eltern gegenüber Eltern noch immer benachteiligt. Mit dem Kind vor verschlossenen Türen Es stellt für viele Alleinerziehende ein großes Problem dar, Beruf und Kindererziehung zu vereinbaren. Im Gegensatz zu anderen Ländern hat sich in Deutschland die Ganztagsschule noch nicht durchgesetzt. So stehen hier alleinerziehende Eltern bei der Suche nach Betreuungsangeboten nachmittags oft vor verschlossenen Türen. Auch wenn das Betreuungsangebot bereits ausgebaut wurde, sind Kindergartenplätze weiterhin rar und auf der Warteliste ganz oben stehen arbeitende Eltern. Alleinerziehende, die nicht auf die Unterstützung durch Eltern oder Verwandte in der Betreuung der Kinder hoffen dürfen, müssen sich für die Betreuung der Kinder entscheiden und damit oftmals fast zwangsläufig gegen die Arbeit. Alternative Betreuungsformen Wer nicht auf die genannte „natürlich gewachsene“ Unterstützung zurückgreifen kann, findet eventuell in der Idee des Mehrgenerationenhauses eine interessante Alternative. In ungezwungener Form können dort verschiedene Mietparteien unterschiedlicher Generation in großfamilienähnlichen Strukturen zusammenleben und sich gegenseitig unterstützen. Kinder betreuen ist Privatangelegenheit Arbeitgeber reagieren noch nicht hinreichend auf die Situation der alleinerziehenden Eltern in Form von Betriebskindergärten oder überhaupt in der Bereitschaft, sich auf die besonderen Bedürfnisse von Alleinerziehenden, wie Teilzeitarbeit oder gleitende Arbeitszeiten, einzustellen. Immer noch wird davon ausgegangen, dass da einer arbeitet und einer zu Hause auf die Kinder aufpasst. Hier hat die Aufteilung des eines Elternteils in zwei Personen seine Grenzen, denn niemand kann an zwei Orten zugleich sein. Erhöhtes Armutsrisiko Eine Vollzeitbeschäftigung ist daher kaum zu bewältigen. Wer zudem eine qualifizierte Stellung erwerben will, muss sich zeitlich und inhaltlich voll auf seine Arbeit einlassen. Eine berufliche Karriere, und damit verbunden, ein höheres Gehalt, ist vielen alleinerziehenden Eltern so oft verwehrt. Teilzeitarbeit wird seltener und auch nur ungern an alleinerziehende Eltern vergeben. Minijobs reichen schon gar nicht als einzige Form der finanziellen Absicherung. Unterhaltszahlungen vom nichterziehenden Elternteil werden in erstaunlich vielen Fällen nicht erbracht. So können nur wenige Alleinerziehende ganz auf staatliche Transferleistungen verzichten.Alleinerziehende Eltern und ihre Kinder leben daher finanziell oftmals am Rande des Existenzminimums. Abhängigkeit von Transferleistungen als Teufelskreis Der Verband der Alleinerziehenden Mütter und Väter (VAMV) hat das das neue Konjunkturpaket II 2009 unter die Lupe genommmen und kommt zu dem Schluss, dass dieses Paket noch keine entscheidende Verbesserung der Situation der Alleinerziehenden bringt. Oftmals wird eine Leistung mit der anderen wieder verrechnet, so dass alleinerziehende Eltern schlussendlich nicht wirklich mehr Geld zur Verfügung haben. Der Verband sieht eine Lösung in der Entkoppelung der die Kinder betreffenden Leistungen vom Kindergeldgesetz und der Schaffung eines eigenständigen Kinderregelsatzes, da das SGBII-System für Erwachsene ausgelegt sei. Kampf ums Existenzminimum Wer sich nicht von staatlichen Transferleistungen abhängig machen will, entkommt oft trotzdem nicht dem Teufelskreis der Armut. Verschiedene schlecht bezahlte Jobs reichen vielleicht gerade für den Lebensunterhalt. Bei diesem täglichen Kampf ums Existenzminimumbleibt keine Kraft mehr für anderes. Die viel geforderte Bildung, die sich nicht so nebenbei mitnehmen lässt, sondern einen Zeit- und Arbeitsaufwand erfordert, muss auf der Strecke bleiben. Bildungsferne mit den daraus resultierenden Konsequenzen, nämlich Armut und Ausgrenzung aus der Gesellschaft, ist wahrscheinlich. Perspektive Wiedereinstieg Um Frauen einen Wiedereinstieg in das Berufsleben oder auch eine berufliche Weiterbildung zu ermöglichen, wurde aktuell von Bundesministerien in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit ein Programm herausgebracht mit dem Titel Perspektive Wiedereinstieg. Es sieht u.a. vor, Arbeitgeber vermehrt für die hochmotivierten und leistungsfähigen Alleinerziehenden zu interessieren. Sinnvoll wäre eine Ergänzung zu den bereits bestehenden Beratungsangeboten, ein fachlich fundiertes Weiterbildungsangebot und die tatsächliche Kooperation mit Unternehmen des sogenannten 1. Arbeitsmarktes. Für Bewerbungstrainings und ähnliche Beschäftigungsmaßnahmen fehlt sicher gerade alleinerziehenden Eltern die Zeit.