Kindermund Die komödiantischen Qualitäten Ihrer Kinder Claudius Berendes Am Anfang brabbeln sie, dann folgt das obligatorische „da“ und endlich das heiß ersehnte „Mama“. Wenn Kinder dann die ersten Sätze sprechen, produzieren sie nicht selten lustige Sprachschöpfungen und Sprüche. Die menschliche Sprache ist ein komplexes System. Für Erwachsene wird sie irgendwann zur Selbstverständlichkeit. Sie bewegen sich in ihr, mal mehr mal weniger, souverän. Kinder müssen das erst lernen – und das dauert seine Zeit. Von den ersten unartikulierten Lauten bis zum ersten zusammenhängenden Satz vergeht eine lange Zeit. Wenn es dann soweit ist, geht der Spaß los und es entstehen lustige Versprecher: Aus „Ruine“ wird „Urine“, draußen ist es auch nicht „dunkel“, sondern „gunkel“ und Mamas „Lippenstift“ ist doch eigentlich – wenn man genau hinschaut – eher ein „Stippenlift“. Auch mit ihren Ratschlägen leisten die Kleinen ihren Eltern nützliche Dienste: Wenn das Zimmer für den Laschwappen zu schmutzig ist, soll Mama erst einmal den Saugstauber nehmen. Sprechen oder greifen? Zudem müssen Kinder erst lernen, die spezifischen Qualitäten der Lautsprache zu begreifen. Zwar erfahren sie sehr schnell, das lautes Schreien wahre Wunder bewirkt, sie bekommen zu trinken und zu essen und werden herumgetragen, doch kommunizieren sie auch schon früh durch Gestik und Mimik. Ein sieben Monate altes Baby ist noch nicht in der Lage seine Mutter höflich zu fragen: „Gib mir doch mal bitte diesen glänzenden Gegenstand dort, ich würde ihn mir gerne genauer anschauen!“ Es bekundet seinen Wunsch einfach, indem es danach greift. Diese mangelnde Verknüpfung zwischen verbaler und nonverbaler Kommunikation führt nicht selten zu spaßigen Situationen: Der kleine Cosmo feiert seinen dritten Geburtstag. Leider konnte der Onkel aus Berlin nicht kommen. Aber er ruft an und versucht nun mit dem, im telefonieren noch unerfahrenen Kind ein Gespräch zu führen:„ Und gibt es auch leckeren Kuchen?“ – keine Antwort. „Ist Omi auch bei euch“? – keine Antwort. Endlich hört der Onkel im Hintergrund die Mutter des Kleinen:“ Cosmo, du musst schon was sagen! Wenn du nur nickst, sieht das dein Onkel doch nicht.“ Aber auch den Eltern nötigt das Familienleben das ein oder andere Mal missverständliche Aussagen ab: Mutter und Vater sind gestresst. Es gilt die kleine Tochter in den Kindergarten und den noch kleineren Sohn ins Bettchen zu bringen, bevor sie selbst zur Arbeit müssen. Hektisch wuseln sie umher. Endlich ruft die Mutter aus:“ Bring du doch schon mal unsere Tochter um die Ecke, ich schläfere derweil unseren Sohn ein!“ Welcher aufmerksame Nachbar würde da nicht die Polizei rufen.