Frühe Hilfen Wann braucht ein Kind Frühförderung? Julia Wassermann Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie – heute gibt es viele Möglichkeiten Kindern mit Entwicklungsproblemen zu helfen. Doch was bedeutet überhaupt Frühförderung und ab wann benötigt ein Kind diese Unterstützung? Jedes Kind hat in Bezug auf seine Entwicklung ein eigenes Tempo. Nicht immer ist ein zunächst festgestelltes Defizit des Kleinen gleich eine Entwicklungsstörung, die therapeutische Maßnahmen benötigt. Gerade bei leichten Defiziten brauchen Kinder meistens nur einen Schubs um beispielsweise auf eigenen Beinen zu stehen. Aber manchmal läuft etwas eben nicht im Rahmen der normalen Spannweite der kindlichen Entwicklung, es kommt zu Verzögerungen und Auffälligkeiten, die eine spezielle Unterstützung des Kindes nach sich zieht. Die Frühförderung bietet hier eine gezielte Behandlung und Unterstützung unmittelbar nach Erkennen eines Entwicklungsproblems. Was versteht man unter Frühförderung? Unter dem Begriff Frühförderung wird hier nicht die überengagierte Förderung der Kleinsten durch spezielle Englischkurse oder Yogalehrgänge verstanden. Vielmehr hat die Frühförderung das Ziel, Auffälligkeiten oder Beeinträchtigungen von Kindern möglichst früh zu erkennen, das Auftreten von Behinderungen zu verhüten und Behinderungen und ihre Folgen zu mildern oder zu beheben. Die Frühförderung erfolgt über eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und beinhaltet medizinische, psychologische, pädagogische und soziale Maßnahmen. Sowohl Ärzte, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten als auch Logopäden und Psychologen stehen den Kindern in ihren ersten Lebensjahren in Frühförderstellen und Sozialpädiatrische Zentren zur Seite. Die Frühförderung erfolgt zwischen dem Säuglingsalter und der individuellen Schulpflicht des Kindes, da die ersten Lebensjahre von besonderer Bedeutung für die Entwicklung sind. Zur Frühförderung gehören folgende Bereiche: Diagnostik Therapie pädagogische Förderung Beratung, Anleitung, Stützung der Eltern Die Frühförderstellen arbeiten sowohl ambulant als auch mobil. Dadurch können sie sich so flexibel wie möglich auf die vor Ort gegebenen Erfordernisse einstellen. Die mobile Arbeit einer Frühförderstelle ermöglicht die Beratung der Familie in ihrer gewohnten Umgebung, was auf dem Grundsatz der Ganzheitlichkeit beruht. Dies bedeutet, dass es nicht primär um eine Defizitbehebung geht, in der das Kind in den Mittelpunkt gestellt wird. Vielmehr soll das Erziehungsmilieu und Lebensumfeld ins Blickfeld genommen werden. Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist ein wesentlicher Bestandteil der Frühförderung und aus diesem Grund sind die Eltern mit der Förderung des Kindes gleichwertig zu sehen. Es soll nicht nur eine Anleitung durch die Fachkräfte erfolgen, sondern ein gegenseitiger Austausch zwischen den Eltern und Fachleuten stattfinden. Wann braucht ein Kind frühkindliche Hilfen und wer bezahlt die Behandlung? Die Frühförderung richt sich an Kindern, die den ersten Lebensjahren in ihrer kognitiven, physischen, sozialen oder sprachlichen Entwicklung Auffälligkeiten zeigen. Anzeichen für eine Frühförderung des Kindes können eine verzögerte Entwicklung, mangelndes Interesse an der Umwelt und beeinträchtigte Sinneswahrnehmung sein. Dies sind nur ein paar Anzeichen für eine Entwicklungsstörung des Kindes. Haben Sie als Eltern das Gefühl, dass etwas mit ihrem Kind nicht stimmt, sollten Sie ihren Kinderarzt aufsuchen. Die Notwendigkeit zur Frühförderung muss durch eine ärztliche Diagnose festgelegt werden. Steht die Diagnose fest und eine Frühförderung wird empfohlen, wenden Sie sich an eine Frühförderstelle in ihrer Umgebung. Dort erfolgt ein Erstgespräch mit einer weiteren Diagnose durch die Fachkräfte vor Ort. Anschließend wird ein so genannter Förderplan erstellt. Die Kosten der Frühförderung müssen nicht unbedingt die Eltern tragen. Hierfür kommen laut des Sozialgesetzbuchs die gesetzlichen Krankenkassen und die Sozialverwaltung als Kostenträger in Frage. Diese entscheiden dann über die notwendigen Maßnahmen für das Kind.