Albträume bei Kindern Was Kinder im Schlaf durchmachen Angelina Kalden Wenn Kinder von ihren Träumen erzählen, hört sich das viel phantasievoller als bei Erwachsenen an. Da ist von Tieren und bunten Fabelwesen die Rede. Oft werden sie aber auch von Monstern oder bösen Geistern verfolgt. Kinder träumen länger und intensiver als Erwachsene. Sie versuchen, im Traum ihre Erlebnisse, Wünsche, Ängste und Sorgen zu verarbeiten. Häufig erscheinen ihnen im Schlaf Tiere oder Gestalten aus Fernsehsendungen. Manchmal haben sie tolle Erlebnisse, die nur im Traum möglich sind. Sie träumen zum Beispiel, dass sich Mama und Papa doch nicht trennen oder der Familienhund Nero noch lebt. Albträume Kinderträume sind jedoch nicht immer bunt, unterhaltend und märchenhaft: Sie können auch sehr beängstigend sein. Kinder haben etwa doppelt so oft wie Erwachsene Albträume. Das könnte daran liegen, dass sie noch nicht so gut mit ihren Ängsten umgehen können und deshalb von ihnen im Schlaf heimgesucht werden. In den Albträumen begegnen ihnen Monster, Teufel, Geister und Hexen, sie werden von wilden Tieren verfolgt und verschluckt, fallen aus einem Haus oder stürzen von einem Berg ab. Gerade Kinder verhalten sich im Albtraum häufig passiv und stehen den Bedrohungen hilflos gegenüber. Solche Träume lösen Angst aus, und so tauchen viele Kinder nachts am Bett der Eltern auf: „Mama, Mama, der grüne Geist hat mir die Nase abgerissen.“ Etwa fünf Prozent aller Kinder wachen nachts einmal in der Woche oder öfter von Albträumen auf. Kinder unter sechs Jahren können noch nicht zwischen Traum und Realität unterscheiden. Deshalb sind schreckliche Erlebnisse in Träumen für sie viel belastender als für Erwachsene. Albträume haben aber nicht nur Nachteile; sie gehören auch zur kindlichen Entwicklung. Kinder bewältigen mit ihnen belastende Erlebnisse oder Veränderungen, wie die Trennung der Eltern oder einen Umzug der Familie in eine neue Stadt. Wenn Kinder häufiger als einmal in der Woche Angstträume haben oder bestimmte Träume immer wiederkehren, sollten Sie aufhorchen. Sollte das Kind Angst vor dem Einschlafen bekommen oder auch am Tag sehr mit den Träumen beschäftigt sein, können Sie den Kinderarzt, einen Kinder- und Jugendtherapeuten oder den Schulpsychologen aufsuchen. Was können wir bei Albträumen tun? Wenn Kinder nachts aufwachen und weinen, brauchen sie Nähe und Trost. Sie sollten sich den Traum erzählen lassen und ihn ernst nehmen. Wenn Sie auf die Ängste Ihrer Kinder eingehen, können Sie dazu beitragen, sie zu mildern. Fragen Sie, wie der grüne Geist aussieht und wo er sein soll. Wenn Ihr Kind behauptet, dass er aus der Küche kommt oder sich unter dem Bett versteckt, können Sie gemeinsam nachsehen und feststellen, dass es ihn nicht gibt. Dabei wird dem Kind klar, dass es nur geträumt hat. Sprechen Sie auch am Tag mit Ihrem Kind über die bösen Träume. Sie können sich gemeinsam ausmalen, wie der Traum weitergehen könnte und das Kind den Geist besiegt. Ihr Kind kann den Geist oder die Hexe auch aufmalen und zerschneiden. Durch die Auseinandersetzung mit dem bösen Traum fühlen sich Kinder nicht mehr bloß ausgeliefert und es verringert sich die Angst vor dem Einschlafen. Manchmal hilft es Kindern auch, wenn nachts ein kleines Licht brennt oder die Tür offen steht. Auch Leuchtsterne an der Decke können hilfreich sein und viele Kinder schlafen mit ihrem Lieblingskuscheltier beruhigter ein. Abendliche Rituale, wie das gemeinsame Vorlesen oder ein Gespräch über die Ereignisse des Tages, können ebenfalls zur Entspannung beitragen. Sie können auch einen indianischen Traumfänger im Kinderzimmer aufhängen und dem Kind erklären, dass er dazu da ist, böse Träume abzufangen. Bei manchen Kindern reicht schon eine abendliche Kassette oder CD zur Ablenkung. Es gibt spezielle Entspannungs-CDs für Kinder, wie zum Beispiel „Ganz entspannt im Traumland*“ von Sabina Pilguj. Auf der CD sind Geschichten und Lieder, die Kindern helfen sollen, ihre Ängste und Spannungen zu lösen. Sie können mit Ihrem Kind auch ein Buch wie „Das Traumfresserchen“* von Michael Ende und Annegert Fuchshuber zusammen lesen. Dieses Buch eignet sich für Kinder ab drei Jahren und handelt von der Prinzessin Schlafittchen aus dem Schlummerland, die mit dem Traumfresserchen gegen ihre Albträume vorgeht. In dem Buch gibt es einen Zauberspruch, den Kinder in der Nacht gegen ihre bösen Träume aufsagen können.