Sexualerziehung in der Schule Die unbekannteste Nebensache der Welt Manuela Perrakis Kondome werden aufgeblasen und Tampons ins Wasser gehängt. So wird Kindern im Sexualkundeunterricht der Schule zunächst spielerisch nähergebracht, was auch sie früher oder später betreffen wird. Doch sind unsere Kinder wirklich so gut informiert? Es ist erstaunlich und zugleich sehr erschreckend, wie mangelhaft aufgeklärt immer noch viele Jugendliche sind. So waren bei einer Befragung 20 Prozent von 500 Jugendlichen, die zwischen zwölf und 16 Jahre alt waren, der Meinung, dass ein Tampon durchaus als Verhütungsmittel geeignet sei. Zudem kommt eine zunehmende Sorglosigkeit unter Jugendlichen, was Geschlechtskrankheiten betrifft, und die steigende Zahl an schwangeren Teenagern weltweit. Ein Grund dafür könnte die mangelnde Sexualaufklärung in den Schulen sein. Das Wissen über Sex ist gering, die Illusion aber, darüber etwas zu wissen, ist umso größer. Dass es einen Unterschied zwischen Mädchen und Jungen gibt, sollten Kinder in der Schule schon ab der ersten Klasse lernen. Spätestens im fünften oder sechsten Schuljahr sieht der Lehrplan der Schulen vor, dass im Biologieunterricht biologisches Sachwissen über Bau und Funktion der Geschlechtsorgane unterrichtet wird. Doch sollten Eltern keinesfalls von der Schule und den Lehrern erwarten, dass sie die hier nötige Erziehungsarbeit ganz alleine bewältigt. Nach der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist in Deutschland der Sexualkundeunterricht in der Schule die zweithäufigste und somit sehr wichtige Quelle für Jugendliche. Nach eine Studie, die vom Kondomhersteller Durex im Jahr 2000 in Auftrag gegeben wurde, wird ein Viertel der Weltbevölkerung von Freunden aufgeklärt, 15 Prozent in der Schule und zwölf Prozent von ihren Müttern. Unterricht und Verantwortung der Schulen Trotz aller Bemühungen, die sich die Schulen machen, sind unsere Jugendlichen oft über grundlegende Dinge schlecht informiert und besitzen meist nur ein sehr geringes Wissen über Wichtiges wie beispielsweise Verhütung und Verhütungsmittel. Die Schulen vermitteln weitestgehend nur ein Basiswissen, dass eigentlich nur ergänzend zum Elternhaus Hilfe bieten soll. Da Eltern aber oft selbst das Wissen fehlt oder es ihnen zu peinlich ist, ihre Kinder auf dieses Thema anzusprechen und sie darüber zu informieren, verlassen sich zu viele auf die Lehrer. Somit tragen die Lehrer eine sehr große Verantwortung, obwohl die schulische Aufklärung in einer Zusammenarbeit mit den Eltern bzw. Erziehungsberechtigten erfolgen muss. Ursprünglich ist es die Aufgabe der Eltern, ihr Kind aufzuklären. In den Schulen findet die Sexualerziehung daher bestenfalls in ständiger Zusammenarbeit mit den Eltern statt und soll durch die Vermittlung entsprechender Wissensinhalte und Verhaltensweisen das schon Bekannte vertiefen, ergänzen und, wenn nötig, korrigieren. Sexualerziehung: Mitarbeit der Eltern wichtig Da das Wissen, das in der Schule an die Jugendlichen weitergegeben werden kann, meist nur sehr biologisch und technisch ist, ist die Mitarbeit der Eltern sehr wichtig. Sich alleine darauf zu verlassen, dass die Schule das schon macht, kann durchaus schief gehen. Vor allem Schüler, die sich in der Pubertät befinden, werden ihren Lehrern im Unterricht vor allen anderen Mitschülern niemals die Fragen stellen, die sie wirklich interessieren. Doch wird es ihnen auch schwer fallen ihre Eltern zu fragen. Damit wird es notwendig, eine andere Lösung zu finden, um sicher zu stellen, dass das Kind wirklich gut aufgeklärt ist und über alles Wichtige Bescheid weiß. Beratungsstellen, Haus- oder Frauenärzte liefern hier eine gute Quelle, denn sie sind spezialisiert auf alle Fragen rund um dieses Thema. Zudem werden im Unterricht wichtige Themenbereiche oftmals ausgelassen. So kommen Gefühle, Zärtlichkeit, Liebe und Ängste nur in 14 Prozent aller Fälle zur Sprache. Ein stimmiger Sexualkundeunterricht könnte eine sehr große Rolle bei der Vermeidung von sexuellen Problemen in der Jugend, sowie im Erwachsenenalter spielen. Da Schüler durch ihr Elternhaus sehr unterschiedlich oder gar nicht aufgeklärt sind, bietet der Unterricht in der Schule eine Möglichkeit, dass sich bestenfalls jeder Schüler am Ende auf dem gleichen Wissensstand befindet und dieser eine Chancengleichheit, unabhängig vom familiären Hintergrund, gewährleistet. Unbefangen ab der ersten Klasse In allen Bundesländern in Deutschland ist Sexualerziehung ab der ersten Klasse vorgeschrieben. Auch weil sich Kinder in diesem Alter noch weitgehend ohne Schamgefühl vor den Mitschülern aufklären lassen.Es wird als fächerübergreifendes Prinzip verstanden, indem von der Grundschule an im Ethik- und Religionsunterricht, sowie in Biologie und Deutsch und anderen Fächern sexualpädagogische Themen aufgegriffen werden. Kinder und Jugendliche wollen wissen, wie Leben entsteht, und haben viele Fragen zum Thema Geschlechtsverkehr und Verhütung. Man sollte ihnen jede Frage beantworten können und ihrem Bedürfnis nach Aufklärung nachkommen. Der Sexualkundeunterricht ist eine hervorragende Möglichkeit für jede Art von Fragen, erst recht in der Grundschule, wenn die Kinder sich noch nicht in der Pubertät befinden und ihre Fragen viel freier und ohne Schamgefühl vor den Mitschülern formulieren. Oft wird im Unterricht ein anonymer Briefkasten verwendet, in den die Kinder ihre Fragen, auf Zettel geschrieben, hineinwerfen können. Je nachdem wie der Lehrer es handhabt, wird Zettel für Zettel vorgelesen und die Frage für alle beantwortet. So muss sich niemand schämen, eine vielleicht für andere ganz einfach zu beantwortende Frage zu stellen, denn es weiß ja niemand, wer sie gestellt hat. In der Grundschule das Basiswissen In der Grundschule gehen Kinder in der Regel unbefangener mit dem Thema Sexualität um. Das Grundschulalter ist daher bestens geeignet, um den Kindern das Basiswissen beizubringen, das in den folgenden Jahren erweitert werden sollte. Experten sagen, es sei zu spät mit einer Aufklärung zu beginnen, wenn die Kinder schon in der Pubertät sind. Es gibt sehr gute Rahmenbedingungen, was die Richtlinien, Lehrpläne und Methoden der einzelnen Bundesländer betrifft. Als Eltern haben Sie ein Recht darauf, in diese Einblick zu erhalten, sofern der zuständige Lehrer Sie nicht von sich aus informiert. Zudem gibt es hervorragende Materialien für den Sexualkundeunterricht, derer sich die Lehrer bedienen. Besonders gern gezeigte Medien sind Filme, die das Thema besonders anschaulich erklären. Jedoch müssen diese den Eltern zuvor gezeigt werden und alle müssen einverstanden erklären, dass diese im Unterricht ihren Kindern gezeigt werden dürfen. Der Zeitrichtwert, an dem sich die Schulen orientieren kann unterschiedlich sein. Mindestens drei bis zehn Unterrichtsstunden sollten sie damit verbringen. Allerdings findet die Sexualerziehung oft ab der ersten Klasse und dann immer mal wieder statt, wobei neue Sachverhalte das Erlernte ergänzen. Eltern haben ein Mitspracherecht beim Sexualkundeunterricht Was Lehrer den Kindern im Sexualkundeunterricht in der Schule beibringen, müssen sie zunächst auf einem Elternabend den Eltern vorstellen. Eltern können entscheiden, ob sie die Materialien und die Art des Unterrichts akzeptabel finden oder daran etwas auszusetzen haben. Die Sexualerziehung ist zwar in erster Linie im Erziehungsrecht der Eltern oder Erziehungsberechtigten nach Art. 6 II im Grundgesetz verankert. Dennoch ist auch der Staat und somit auch die Schule im Sinne des Erziehungs- und Bildungsauftrags dazu berechtigt, die Sexualerziehung durchzuführen. Zwar haben die Eltern ein Mitspracherecht, doch dürfen sie den Sexualkundeunterricht nicht unmöglich machen. Die Sexualerziehung in der Schule muss Rücksicht nehmen auf das natürliche Erziehungsrecht und somit auf religiöse oder jegliche weltanschauliche Ansichten, die für dieses Unterrichtsgebiet von Bedeutung sind. So dürfen beispielsweise muslimische Eltern darum bitten, dass manche Dinge etwas anders gehandhabt werden. Sie dürfen ihr Kind aber nicht von Unterricht fernhalten. Der Sexualkundeunterricht ist wichtiger Bestandteil des Bildungs- und Erziehungsauftrags der Schulen und schließt die allgemeine Teilnahme aller Schüler ein. Der Unterricht darf in keinem Fall ein bestimmtes Sexualverhalten bewerten, das heißt es befürworten oder ablehnen. Lehrer sollen weder Ziele noch Werte oder Normen festlegen und die Schüler nicht auf ein bestimmte Geschlechterrollen- und Sexualverhalten fixieren. Sie müssen den Stoff in einer neutralen Art und Weise vermitteln. Zudem sind sie gehalten den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, zu einer eigenen Urteilsfähigkeit zu gelangen und sich ihre eigene Meinung zu bilden. So sollen die Schüler später ihre eigene sexuelle Lebensführung selbst zu bestimmen können. Seien Sie nicht so streng mit den Lehrern Oft sind Lehre schlecht vorbereitet, was das Thema Sexualkunde angeht. Ungern unterrichten manche dann, vor allem in Oberschulen, wo die Jugendlichen mitten in der Pubertät stecken und die Lehrkraft sich Witze anhören muss und nicht ernst genommen wird. Es gibt selbstverständlich aber auch andere Lehrer, die das Thema gerne unterrichten und den Schülern vorbildlich alles erzählen, was nötig und sehr wichtig ist für ihr Leben. Es gibt so manche Eltern, die unzufrieden damit sind, wie ihren Kindern das ein oder andere beigebracht wird. Doch sollten Sie die Lehrer dafür nicht unbedingt kritisieren, sondern viel mehr, sofern Sie sehr engagiert sind, ermutigen und zur Hilfe stehen. Die Ausbildung in der Sexualpädagogik haben nur sehr wenige Lehrer erfahren dürfen und auch an Fortbildungen in diesem Bereich fehlt es oft. Daher ist es für viele Lehrer schwer, genauso wie es für viele Eltern schwer ist, Sachverhalte zu erklären, die einem auch oft peinlich sein können.
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