Die Entwicklung Ihres Babys Schreckgespenst Babyvergleich Claudius Berendes Junge Eltern haben es schwer. Kaum ist das Baby da, müssen nicht nur Nächte durchwacht und Windeln gewechselt werden: Ständig wollen befreundete Eltern die Fortschritte ihrer Babys vergleichen. Der Babyvergleich ist jedoch nicht immer hilfreich. „Was, dein Kleiner kann noch nicht Mama sagen?“. Sätze wie dieser können Eltern verunsichern. Besonders ärgerlich wird es, wenn dann auch noch folgt: „Also, unserer konnte in dem Alter schon ganze Sätze bilden“. Nun liegt es in der Natur des Menschen zu vergleichen und es liegt in der Natur des Vergleichs, zu werten. Daher ist es verständlich, dass Eltern auf derartige Aussagen sensibel reagieren. Es geht ja schließlich um das Wichtigste in ihrem Leben – ihr Kind. Ist es tatsächlich langsamer in seiner Entwicklung als andere Kinder? Wird sich das auch auf die spätere Entwicklung auswirken? Haben wir bisher was falsch gemacht? Solche Fragen sollten die Eltern sorgfältig und regelmäßig mit ihrem Kinderarzt durchsprechen. Zu diesen Fragen gesellt sich jedoch nicht selten eine weitere hinzu, die mehr über den Entwicklungsstand der Eltern, als über den des Kindes aussagt: „Was haben andere Eltern besser gemacht?“ Natürlich ist es wichtig, dass die Eltern auf ihr Kind stolz sind. Es ist auch angebracht, hier und da mit seinem Kleinen anzugeben. Wenn daraus allerdings ein Wettbewerb entsteht, wessen Kind der nächste Einstein wird, geht es entschieden zu weit. Jedes Kind ist ein Individuum. Daher ist auch seine Entwicklung individuell und ein Babyvergleich nicht sinnvoll. Sollte ein Kind Entwicklungsstörungen haben, wird das der Kinderarzt feststellen und nicht die neunmal kluge Mutter von nebenan. Eltern tun also gut daran sich von derlei Äußerungen nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Sie sollten vielmehr unter Beweis stellen, dass sie selber bereits einen wichtigen Entwicklungsgrad erreicht haben – den der Reife und Gelassenheit. Eigenschaften, die sie auch ihrem Kind vermitteln werden, damit es zu einem zufriedenem Menschen heranreift. Eltern brauchen nicht zu verzweifeln, wenn ihr Kind gerade krabbeln gelernt hat, während das gleichaltrige Kind der Nachbarin bereits seine Dissertation über Heideggers „Sein und Zeit“ abschließt. Sie sind besser beraten, wenn Sie dem Sein ihres Kindes ein wenig Zeit geben. Außerdem: „Nichts hinkt so sehr wie ein Vergleich“, das sagt schon ein altes deutsches Sprichwort.