Erschöpfung und Depressionen nach der Geburt Der Baby Blues der Mütter Antje Schulz Eine Schwangerschaft ist eine intime und private Erfahrung im Leben einer Frau, es ist die Phase in der die Frau zur Mutter wird. Mehr als die Hälfte aller Frauen, die soeben Mutter gewordenen sind, überfällt der Baby Blues. Sie fühlen sich leer, kraftlos und neigen zu Tränenausbrüchen ohne zu wissen, warum. Der Prozess von der Schwangerschaft bis hin zur Geburt, aber auch das Gefühl, jetzt Mutter zu sein, ist für Frauen begleitet von emotionalen Schwankungen und der Veränderung der Selbstwahrnehmung. Frauen spüren in dieser Zeit Grenzen, die von Naturgesetzen gelenkt werden. Sie entwickeln Erwartungen beim Wachstum des Kindes im eigenen Leib. Und sie erfahren Veränderungen bei der Trennung vom Kind nach der Geburt. Sie erleben neun Monate drastische und immer wieder verunsichernde Phasen des sich verändernden Körpers mit dem steten Bewusstsein des heranwachsenden Lebens und der einhergehenden Sorge um dessen Gesundheit. Die Geburt ist für Mütter neben Erleichterung auch mit Schmerz, Verlust, Verantwortung und viel Arbeit verbunden. Die Zeit der erneuten Umstellung des Hormonhaushaltes bedeutet auch eine Zeit der Regenerierung und Heilung. Sie äußert sich bei vielen Müttern mit einem Zustand von Wehmut, Traurigkeit, Erschöpfung bis hin zu Depressionen. Früher bekannter als Wochenbett- oder Kindbett-Depression wird diese psychische Krise fachlich in drei Kategorien unterteilt. Wochenbett-Depression in drei Kategorien unterteilt Das heutzutage auch als Baby Blues bezeichnete postpartale Stimmungstief tritt in den ersten zehn Tagen nach der Geburt auf. Es betrifft etwa 50 bis 80 Prozent der Mütter, die ihr erstes Kind zur Welt gebracht haben. Typische Symptome hierfür sind: Traurigkeit, Stimmungsschwankungen, Erschöpfung, Schlaflosigkeit und Reizbarkeit. Diese Phase dauert in der Regel nur einige Tage. Geht das Stimmungstief über zwei Wochen hinaus wird von einer postpartalen Depression gesprochen. Diese kann generell innerhalb des ersten Jahres nach der Geburt entstehen und betrifft etwa zehn bis 20 Prozent aller Mütter. Kennzeichnend sind Ängste und die Überzeugung der Mutter, der Versorgung des Kindes nicht gewachsen zu sein. Weitere Symptome sind: innere Leere, Schuldgefühle, sexuelle Unlust, Zwangsgedanken (destruktive Vorstellungen), ambivalente Gefühle dem Kind gegenüber und psychosomatische Beschwerden. Absoluten Handlungsbedarf hat die postpartale Psychose. Sie entsteht vorwiegend in den ersten zwei Wochen nach der Entbindung und gilt als schwerste Form der nachgeburtlichen Krise. Bei ein bis drei von 1000 Müttern kann diese psychische Störung vorkommen. Verwirrtheit, Angstzustände, auch Wahnvorstellungen sind typische Symptome. Neben der Behandlung mit Medikamenten ist oft eine für Mutter und Kind gemeinschaftliche stationäre Behandlung angestrebt, um den Mutter-Kind-Prozess nicht noch weiter zu stören und begleitend der Mutter zur Seite zu stehen. Für alle Phasen trifft zu, dass die Mütter frustiert sind, weil sie glauben es nicht mehr zu schaffen. Sie brauchen Zuspruch, Beistand und Erfahrungen mit anderen Menschen! Besonders im ersten Jahr nach der Geburt sind Frauen einem höheren Risiko ausgesetzt psychiatrisch zu erkranken. Aber auch in späteren Lebensphasen einer (auch glücklichen) Mutter, gibt es Zeiten, in denen sie sich von ihrer Rolle und Verantwortung beurlauben wollen und es ruhig mal machen sollten.