Hilfe für den Alltag Grundschulbeginn – So meistern Familien die typischsten Situationen Redaktion Mit dem Eintritt in die Grundschule beginnen oft eine Menge kleinerer und größerer Probleme. Wichtig ist hier, dass Familien die Hindernisse rational angehen – besonders diejenigen, die nur auf der Gefühlsbasis Probleme sind. Hilfe, mein Kind wird gehänselt. Warum kommt meine Kleine nicht mit? Tue ich ihm etwas Gutes, wenn ich ihn bis vor den Schulhof fahre? Wenn die Schullaufbahn beginnt, ist das meistens die tiefgreifendste Änderung, die eine Familie seit der Geburt erfährt. Grund zur Panik sind die Probleme keineswegs, bloß einer gesunden Lösung, die sich immer daran orientieren sollte, was für den Nachwuchs das Beste ist. Vier besonders typische Situationen und wie Familien sie meistern können, zeigt der folgende Artikel. 1. Verlustängste Manchmal kommt es nur vonseiten des Kindes, manchmal nur von den Eltern: Verlustängste. Eigentlich sollte man zwar glauben, dass solche in Familien, in denen ein Kind zuvor schon im Kindergarten war, kein Thema sein sollten. Tatsächlich ist es das jedoch. Fast immer deshalb, weil die Grundschule viel eher als „Ernst des Lebens“ begriffen wird, wo der Kindergarten, trotz der auch dort stattfindenden Ausbildung, als „spielerisch-lernendes Verwahren“ angesehen wird. Und obgleich sich Verlustängste in durchaus körperlichen Symptomen ausdrücken können, ist es enorm wichtig, zu verstehen, dass es sich hier nur um erlerntes Fehlverhalten handelt. Die Grundschule ist keine Bedrohung, sie gehört zum normalen Aufwachsen dazu. Dies zu realisieren und dem Kind (und sich selbst) zu kommunizieren, ist der wichtigste Schritt. Weiter geht es durch: Konsequenz. Auch wenn einem das Kind leidtun mag, ist Zuhause-bleiben keine Lösung, sondern schafft nur noch mehr Probleme (Kind verliert den schulischen Anschluss) Bestärkung. Das Kind muss merken, dass die Eltern ihm Verantwortung zutrauen und ihm vertrauen. Ein enorm wichtiger Schritt der Charakter-Ausbildung. Bindung. Beide Parteien sollten in der Freizeit künftig noch familiärer sein, etwa durch gemeinsame Unternehmungen, schöne herbstliche Familienabenteuer. Das zeigt auch den Eltern, dass die Grundschule kein beginnender Abnabelungsprozess ist, sondern nur eine Alltagsänderung. Unterm Strich sind die Verlustängste, so sehr sie auch nagen mögen, keine fundierten Ängste. Daher sollten sie niemals Raum bekommen, nie wirklich ernst genommen werden – auch wenn sie noch so ernst wirken mögen. 2. Der Schulweg 1970 gingen noch über 90% aller Grundschüler alleine zur Schule. Heute sind es, je nach Bundesland, teils unter 50%. Der große Rest wird entweder zu Fuß begleitet oder gleich per Auto chauffiert. Und das ist, so verständlich es sein mag, eine bedenkliche negative Trendwende. Denn statistisch ist der Grundschulweg keine Aneinanderreihung von Lebensgefahren. Wohl aber wirkt sich das Entziehen dieser kleinen Selbstständigkeit dramatisch negativ auf die Eigenständigkeitsentwicklung von Kindern aus. Sie lernen in diesem wichtigen Alter nicht, selbst Verantwortung zu übernehmen. Mit Pech schleift sich dies ins gesamte Leben durch. Der Schulweg kann und sollte, auch von Erstklässlern, alleine bewältigt werden – ohne Wenn und Aber. Damit das funktioniert, sollten Familien folgendes beachten: Ein (günstiges, ganz einfaches) Prepaid-Handy in der Einschulungstüte gibt vor allem den Eltern Sicherheitsgefühle Vor der Einschulung den Weg mehrfach abgehen. Dabei nicht auf die kürzeste Strecke achten, sondern die sicherste. Sprich, die mit den wenigsten Straßenquerungen Kinder müssen die grundsätzlichsten Verkehrsregeln beherrschen (etwa Arm am Zebrastreifen ausstrecken) sowie auch wissen, was zu tun ist, falls sie angesprochen werden Sollten Kinder in der Nachbarschaft den gleichen Weg haben, sollten die Eltern sich absprechen, damit die Kids „Geh-Gemeinschaften“ bilden Und das Wichtigste: Nur in der allerersten Woche sollten man sein Kind begleiten – und auch nur einen Teil des Weges. Danach sollte es gänzlich alleine gehen. Ein Grundschüler kann das, so reif ist er in jedem Fall. Und nur in Notsituationen sollte sich der Nachwuchs via Handy melden – nicht in Form einer standardmäßigen „Bin gut da“-SMS. Das ist vor allem für die Eltern ein wichtiger Baustein ihrer eigenen Selbstständig-Werdung. 3. Lernprobleme Ja, es stimmt. Mit dem Eintritt in die Grundschule erhöht sich die Schlagzahl dessen, was jedes Kind alltäglich an Wissen vermittelt bekommt, beträchtlich – selbst wenn man die hinzukommenden Hausaufgaben und das Lernen für Klassenarbeiten außeracht lässt. Dabei sei zunächst einmal grundsätzlich festgestellt, dass echte Lernprobleme, resultierend aus geistigen Unzulänglichkeiten, eine Seltenheit sind. Viel häufiger ist es persönliche Unlust, oftmals verstärkt oder gar ausgelöst dadurch, dass Eltern das Kind nicht zuhause genügend fordern, es zu behütet behandeln und ihm so die Notwendigkeits-Grundlage nehmen, lernen zu wollen. Die folgenden Schritte können deshalb nur Bausteine sein: Dem Kind keine schulischen Aufgaben abnehmen, nur weil Erwachsene sie schneller lösen können (bspw. Einkaufszettel schreiben), sondern jede Gelegenheit wahrnehmen, die Schulfähigkeiten alltagsbezogen anzuwenden (Etwa im Geschäft: „Hol mir bitte mal den Blütenhonig“ und nicht „Hol mir mal bitte das gelbe Glas mit den drei Bienen“). Dem Arbeiten und Lernen eine konsequente, immer anzuwendende Struktur geben, die zum Standard wird. Sprich, so viel wie möglich notieren, sich nicht nur alles „im Kopf merken“, Lernen bzw. Hausaufgaben zu einem festgelegten Zeitpunkt machen und für eine genau abgemessene Zeitspanne und vor Klassenarbeiten auch gerne Gruppenlernen mit anderen Kids. Bei urplötzlichen Lernproblemen zusammen mit dem Lehrer den Hintergrund eruieren. Oft ist etwas ganz anderes die Ursache als der eigentliche Lernstoff. Dem Kind nie die Möglichkeit nehmen, sich etwas selbst zu erarbeiten. Grundschulkinder haben einen enormen Wissensdurst. Der wird aber sofort gestillt, wenn die Eltern – meistens unbewusst – ihm die Möglichkeit dadurch nehmen, indem sie Schritte vorgeben, teils ganze Lösungen vorsagen. Dazu gehört es auch, Prioritäten zu setzen. Auch wenn Eltern es gerne anders sähen, aber die wenigsten Kids sind Einserkandidaten in allen Fächern. Zum verantwortungsvollen Lernen gehört, zu akzeptieren, dass auch das eigene Kind seine Schwächen hat – selbst in Dingen, in denen man vielleicht selbst grandios war. Gruppendynamik in der Schulklasse – Kinder müssen ihre Rolle finden 4. Hänseleien Kinder können grausam sein. Egal wie positiv man ihnen das Gegenteil vorlebt. Schulhof und Klassenraum sind Orte mit eigenen Gesetzen – schon in der Grundschulzeit. Das liegt daran, dass Kinder auf diesem Gelände ihre Rollenverteilung neu ausloten müssen. Zuhause sind sie immer das Kind, Zweitgeborener, Enkel usw. In der Grundschule indes bildet sich erstmals etwas wie ein Charakter heraus. Und da offenbart sich eben leider manchmal ein kleiner Tyrann, was noch dadurch gefördert wird, dass hier eine enorme Gruppendynamik vorherrscht. Und so kann es dazu kommen, dass das eigene Kind gehänselt wird („mobbing“ ist meist ein zu starker Begriff). Doch die Antworten darauf müssen angemessen sein, auch wenn das manchmal Schmerzen fürs Elternherz bedeutet. Im Hintergrund bleiben, auch wenn der elterliche Beschützerinstinkt etwas anderes fordert. Die Kids, die das eigene Kind hänseln, zur Rede zu stellen, hat im Alltag, wo man ja nicht mehr dabei ist, das genaue Gegenteil zur Folge. Zulassen, dass das Kind einen eigenen Freundeskreis entwickelt (also nicht sagen „mit dem spielst du nicht, der ist kein Umgang“). Je größer die „Freundesherde“, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass das eigene Kind überhaupt gehänselt wird. Dem Kind (in vernünftigem Maß) das Partizipieren an Trends erlauben. Wenn wirklich „alle“ plötzlich mit roten Mützen herumlaufen, bringt es gar nichts, sein Kind durch ein Verbot aus der Gruppe abzusondern. Zu verstehen geben, dass man Unrecht nicht begehen, aber sich immer dagegen wehren sollte. Das Kind muss wissen, dass es keinen Ärger bekommt, wenn es sich gegen Hänseleien oder gar Angriffe wehrt. Und ja, dazu gehört es für Eltern auch, zu akzeptieren, dass das Leben kein „Ponyhof“ ist. Auch Grundschulkinder sind nicht immer friedlich und freundlich. Genau deshalb sollte man auch solche Situationen als Möglichkeit begreifen, an denen das eigene Kind charakterlich wächst und etwas für die Zukunft lernt – wo die Eltern ihm noch viel weniger beistehen können.