Meerschweinchen als Haustier Kleine Nager machen Kinder glücklich Heidrun Berger Meerschweinchen gelten als anspruchslos und pflegeleicht und werden deshalb gern als erstes Haustier für Kinder angeschafft. Dennoch sollte es den Kindern nicht allein überlassen werden, sich um die putzigen Nager zu kümmern. Tränenbäche laufen über Louisas Gesicht. Sie hat sich mächtig weh getan und weder ein Kühlkissen noch Mamas Umarmungen können sie trösten. Dann setzt Mama ihr Rosi auf den Schoß. Ein Meerschweinmädchen, eins mit wuscheligem Fell. Es ist neu in der Familie, aber es kann schon Kindertränen trocknen. Und das tut es auch in diesem Fall: Louisa drückt ihr tränennasses Gesicht in Rosis Fell und erzählt ihr, wie das Unglück geschehen ist. Rosi redet nicht dazwischen, Rosi gibt keine Ratschläge, Rosi ist einfach nur da und hält still. Ein Meerschweinchen als perfekte Trösterin. Meerschweinchen: Ja oder Nein? Kinder und Haustiere – ein Thema, das immer wieder in den Familiendiskussionsrunden präsent ist. Wollen wir ein Haustier? „Ja – aber nur, wenn die Kinder es versorgen!“, sagt der Vater. „Ja, so ein Tier ist nützlich für die emotionale Entwicklung der Kinder!“, sagt die Mutter. „Ja, – so ein Tier kann man kuscheln und lieb haben“, sagen die Kinder. Und dann fängt die Familie mit einem kleinen Tier an – einen Hamster oder einem Meerschwein. Letzteres ist allerdings klar im Vorteil, da es wie die Kinder tagaktiv ist. Meerschweinchen gehen nicht gern „in die Luft“ Natürlich gehören die Tiere nicht in ganz kleine Kinderhände. Die würden ihnen eventuell weh tun. Ein Meerschweinchen richtig zu tragen bedarf schon etwas Übung. Davon abgesehen, mögen sie es eigentlich gar nicht gern, hoch gehoben und auf dem Arm fest gehalten zu werden. Im Falle der tränenüberströmten Louisa wurde eine Ausnahme gemacht, die Rosi gut überstanden hat. Besser, der Mensch geht auf Augenhöhe mit dem Tier und somit auf den Boden. Dort kann er es dem Meerschweinchen überlassen, wann es zu ihm kommen und seine Streicheleinheiten abholen möchte. Gut gezähmte Tiere werden dieses Angebot oft und gern annehmen. Muss das Meerschweinchen dennoch hochgehoben werden, sollte man das „fachmännisch“ tun: eine Hand kommt unter seine Vorderpfoten und den Brustkorb, die anderen unters Hinterteil, das man tiefer als den Rest des Körpers hält. Setzt man das Tier wieder ab, muss man aufpassen, dass es nicht vor lauter Erleichterung einfach los springt. Das kann zu schlimmen Unfällen führen. Schnelle Bewegungen über dem Käfig machen den Meerschweinchen ebenfalls Angst. Denn was sich von oben nähert, könnte ein gefährlicher Greifvogel sein, „denkt“ in diesem Moment das Meerschwein. In seiner südamerikanischen Heimat, wo es in Freiheit lebt, gehört es nämlich zum Speiseplan dieser Vögel. Meerschweinchen sind friedlich und mögen es leise Meerschweinchen sind friedliche Tiere, die von Natur aus neugierig und unternehmungslustig sind. Sie mögen aber keine lauten Geräusche, denn ihre Ohren hören extrem gut. Knallt plötzlich eine Tür, erschrecken sie sich fürchterlich und bleiben wie angewurzelt stehen. Schockstarre, sozusagen. Grelles Licht, das häufig ein- und ausgeschaltet wird, stresst sie ebenfalls. Die kleinen Nager mögen Ruhe, keine Hektik und keine Überraschungen. Somit ist das turbulente Kinderzimmer der falsche Platz für den Meerschweinchenkäfig. Meerschweinchen brauchen einen Partner Meerschweinchen sind Rudeltiere. In Freiheit leben sie in großen Gruppen von bis zu 40 Tieren zusammen. Bei uns zu Hause brauchen sie also zumindest einen Kumpel! Einen, mit dem sie Gurren, Quitschen und Quiecken können. Einen Freund „zum Reden“. Oder zum einfach nur zum „Da Sein“. So wie Rosi für Louisa. Am schönsten finden sie es natürlich, wenn sie nicht nur mit einem sondern mit mehreren Artgenossen zusammen leben können. Entweder in einer gemischten Gruppe mit gleich vielen Männchen und Weibchen oder in einer reinen Frauen-WG. Eine Männer-WG funktioniert am besten, wenn sie nur aus zwei Meeries besteht. Eine Gruppe, in der mehr Weibchen als Männchen leben, funktioniert schlecht, weil es in so einer Konstellation häufig Streit gibt. Therapie mit Meerschweinchen Meerschweinchen werden manchmal auch zu therapeutischen Zwecken in einer Psychotherapeutischen Praxis, im Kindergarten oder in der Schule gehalten. Die kuscheligen Nager werden als Co-Therapeuten bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt, die Hilfe, beispielsweise beim Lernen, benötigen. Die Begegnungen mit den Tieren schult ihre Wahrnehmung, ihre Sinne, Körper und Geist. Was frisst mein Meerschweinchen? Grundnahrungsmittel ist Heu (am besten Wiesenheu), das ständig zur Verfügung stehen muss.Grünfutter (Löwenzahn (wenig), Spitzwegerich, Brennnessel, Giersch, Kapuzinerkresse, Ringelblume, Vogelmiere, Kamille)Hinweis: Löwenzahn enthält viel Kalzium; es darf nicht zu viel davon gegeben werden. Brennnessel werden nicht frisch, sondern nur getrocknet oder angewelkt gefressenFrisches und gut gewaschenes Gemüse (Gurke, Möhre, Blumenkohlblätter, Spinat, Sellerie, Zucchini, Chinakohl, Fenchel, Gemüsepaprika, Kürbis, Mais, Pastinaken, Radieschen, Tomate)Obst (Apfel, Birne, Melone)Gut gewaschener Salat (Chicorée (wenig), Eisberg- und Kopfsalat)Brokkoli, Petersilien (wenig), KohlrabiMineralstoffeVitamin C aus Frischkost; im Winter über Vitamin-C-Pulver (1 Prise übers Futter)Zweige zum Knabbern und Nagen (Hasel, Weide (wenig), ungespritzte Obstbäume)Frisches Wasser (Nippeltränke oder Napf)Fertigfuttermischung mit Körnern (1 – 2 Esslöffel/Tier/Tag)Sonnenblumensamen, Leinsamen (wenig), Soja, Erdnüsse, Getreidekörner Warum heißt das Meerschweinchen Meerschweinchen? Die Tiere kamen vor etwa 500 Jahren mit holländischen Seefahrern von Südamerika nach Europa – übers Meer. Daher kommt wohl das „Meer“ in ihrem Namen. Und da sie quiecken wie junge Schweine, ist das „Schwein“ so erklärbar. Ihr lateinischer Name „Cavia aperea“ hingegen bedeutet „Höhlenwildschwein“.