Eingewöhnung Wie die Eingewöhnung im Kindergarten zum Kinderspiel wird Redaktion Die Eingewöhnung in Kindergarten oder Krippe ist nicht selten mit elterlichen Bauchschmerzen verbunden. Die Angst vor tränenreichen Abschiedsszenen ist nachvollziehbar, erschwert die Sache aber meist nur. Es lässt sich im Vorhinein nur schwer abschätzen, wie die kleinen Leute mit der neuen Situation umgehen werden. Eines ist jedoch sicher: jedes Kind kann eingewöhnt werden. Wichtig ist nur das Wie – und dieses lässt sich zusammenfassend folgendermaßen festhalten: Positive Einstellung der Eltern zum Kindergarten/zur Krippe. Vermeidung von zeitlichem Druck. Dem Kind die Zeit geben, die es braucht. Da sein, gleichzeitig loslassen. Bewusst Abschied nehmen. Trösten, zuversichern: alles ist gut. Wie können Sie sich und Ihr Kind bestmöglich auf die Eingewöhnung im Kindergarten vorbereiten? Zunächst einmal sollten Sie sich selbst sicher sein, dass die gewählte Betreuungseinrichtung gut für Ihr Kind ist und Sie auch dazu bereit sind, Ihren kleinen Schatz loszulassen. Denn nur so ist es möglich, Ihrem Kind gegenüber eine Sicherheit auszustrahlen, die ihm das vertrauensvolle Gefühl vermittelt: es ist gut. Sie können natürlich Ihr Kind – dem Alter entsprechend – auch in Gesprächen auf die Eingewöhnung vorbereiten. Bestenfalls hat es schon vorher die Möglichkeit, sich den Kindergarten einmal anzusehen. Die Kinder sind im Vorhinein meist voller Vorfreude, manchmal mischt sich zu der Freude auch ein wenig Angst vor dem Unbekannten, immerhin können sich die Kleinsten noch keine konkrete Vorstellung davon machen, was sie erwartet. In jedem Fall ist aber Ihre Sicherheit und positive Einstellung zum Projekt Eingewöhnung die beste Basis für ein gutes Gelingen! Schließlich ist der erste Tag im Kindergarten gekommen! Anfangs sind Sie noch mit dabei, wenn Ihr Kind die Gruppe und die Betreuerinnen kennenlernt, beobachtet und sich mehr oder weniger schnell heranwagt, selbst mitzuspielen. Was in dieser Phase wichtig ist: die Eltern sind zwar mit dabei, bleiben aber dezent im Hintergrund. Am besten ist es, am Rande sitzen zu bleiben, sich zurückzuhalten, einfach nur anwesend zu sein. Ihr Kind kann jederzeit zu Ihnen kommen. Sie sind da und lassen dem Kind Zeit. Denn das ist es, was es jetzt braucht: Zeit, um Vertrauen zu finden in die neue Umgebung, die anderen Kinder, die Betreuerinnen. Mit dem Wissen: Mama oder Papa ist da. Das Kind soll sein neues Umfeld selbständig entdecken lernen, sich mit der Zeit auf die Betreuerinnen einlassen und die Erfahrung machen, dass diese die Ansprechpersonen sind, solange es sich hier befindet. Wenn Ihr Kind etwas braucht, ist es also sinnvoll, auf das Betreuungspersonal zu verweisen (z.B.: “Du hast Durst? Vielleicht gibt dir ja Bettina ein Glas Wasser zu trinken?” oder “Du möchtest mit der Eisenbahn spielen? Bestimmt möchte Elisabeth dir dabei helfen! Ich bleibe hier sitzen und sehe dir zu.”). Sobald sich Ihr Kind ein wenig an die neue Umgebung gewöhnt hat, wird die Betreuerin Sie dazu auffordern, für eine gewisse Zeit den Raum zu verlassen. Anfangs nur für ein paar Minuten, und je nachdem wie es Ihrem Kind damit geht, wird die Zeit, in der Sie rausgehen, mehr oder weniger schnell gesteigert. Besonders wichtig ist hier, niemals den Raum zu verlassen, ohne sich vom Kind verabschiedet zu haben! Manche Menschen denken, dass es für ein Kind weniger schmerzhaft ist, wenn Mama oder Papa einfach plötzlich weg sind, doch das Gegenteil ist der Fall. Das Kind wird in seinem Vertrauen zutiefst erschüttert, wenn es merkt: Mama oder Papa ist weg! Es wird dann in Zukunft umso schwieriger werden, das Kind zurück zu lassen, denn es hat ja gelernt, dass es jederzeit passieren kann, dass seine Eltern einfach weg sind. Verabschieden ist ein absolutes Muss, auch wenn es bedeutet, dass Ihr Kind zu weinen beginnt, Sie mit flehendem Blick ansieht und sich an Sie klammern möchte. Diese Momente schmerzen, ohne Frage. Sie sind aber notwendig, denn nur wenn das Kind Abschied nimmt, versteht es, dass Mama/Papa jetzt weg ist und kann in weiterer Folge lernen, Mama/Papa kommt aber auch jedes Mal wieder. Darum geht es: Das Kind muss lernen, dass Sie wieder kommen Es ist zwar für eine gewisse Zeit alleine hier, aber die Eltern kommen wieder, um es abzuholen. Immer. Dementsprechend wichtig ist es (auch später noch), dass Sie Ihre Versprechen einhalten, wenn es ums Abholen geht. Wenn Sie Ihrem Kind ankündigen, dass Sie es direkt nach dem Mittagessen abholen, so sollten Sie dies auch tun. Andernfalls entsteht ein Vertrauensbruch, der das Kind enorm verunsichert. Wenn Sie zurückkommen, begrüßen Sie Ihr Kind auch wieder klar und deutlich, trösten es im Bedarfsfall und sagen oder zeigen ihm: Ich bin wieder hier. Alles ist gut. Es gibt natürlich auch Kinder, die größere Schwierigkeiten damit haben, ihre Eltern loszulassen. Bei denen es ein wenig länger dauert, sich an die neue Situation zu gewöhnen. In jedem Fall ist es wichtig, dem Kind keinen Druck aufzuerlegen. Natürlich müssen viele Eltern ab einem bestimmten Zeitpunkt wieder beiderseits arbeiten gehen, nicht immer ist ein Elternteil ohnehin noch zuhause, wenn das Kind in den Kindergarten kommt. Doch in der Regel lässt sich die Eingewöhnung so planen, dass ausreichend Zeit bis zum Wiedereinstieg ins Berufsleben bleibt. Ein bis zwei Monate sollten meiner Erfahrung nach eingeplant werden, um jeglichen zeitlichen Druck zu vermeiden. Die Eingewöhnungsphase ist sehr heikel. Diese erste Trennung von den Eltern sollte so sanft wie möglich erfolgen und die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Kindes sollten stets mit berücksichtigt werden. Manche Kinder brauchen etwas länger, andere finden sich sehr schnell mit der neuen Situation zurecht. Es gibt auch Kinder, die anfangs nicht weinen und scheinbar keinen Trennungsschmerz erleiden. Oftmals zeigt sich bei diesen Kindern aber nach ein paar Wochen langsam doch die Verarbeitung des Trennungsschmerzes, indem sie dann plötzlich beim Abschiednehmen traurig sind oder nicht in den Kindergarten gehen wollen, weil es eben bei ihnen etwas länger gedauert hat, die Trennung aufzuarbeiten. Tamara Jungbauer Tamara Jungbauer ist Sonder- und Heilpädagogin.