Geburt legt Basis für ein starkes Immunsystem Mamas Keime sind die besten Heidrun Berger Babys, die auf natürlichem Weg geboren werden, fangen sich bei ihrer Mutter jede Menge Keime ein. Das ist gut, denn sie schützen es vor den schädlichen. Kaiserschnittkindern fehlen diese mütterlichen Keime und können deshalb öfter Allergien, Asthma oder Übergewicht bekommen. In der Gebärmutter ist es steril. Erst während der Geburt werden im Geburtskanal die ersten Keime, hauptsächlich Lactobazillen (Milchsäurebakterien), von der Mutter auf das Baby und in seinen Darm übertragen. Hinzu kommen Hautkeime und Keime aus der Umgebung. „Das ist ein recht guter Mix für den Anfang“, findet Giulia Enders in ihrem Bestseller „Darm mit Charme. Alles über ein unterschätztes Organ“. Die Milchsäurebakterien schützen vor allzu vielen schädlichen Keimen, die anderen trainieren das Immunsystem. Wird das Baby per Kaiserschnitt geboren, gelangen andere Arten von Bakterien in den Darm – Hautbakterien und Keime aus der (Krankenhaus-) Umgebung. Beide richten oftmals Schaden an. Die erste mikrobielle Besiedlung In Deutschland kommt fast jedes dritte Kind durch einen Kaiserschnitt zur Welt. Giulia Enders: „Kaiserschnittkinder kommen in ihren ersten Lebensmomenten größtenteils mit der Haut anderer Menschen in Kontakt. Ihre Darmflora müssen sie daraufhin irgendwie zusammenklauben, denn sie ergibt sich nicht zwingend aus den spezifischen Keimen der Mutter.“ Sie sammeln Keime über die Haut – und die wandern in den Darm. Gute wie schlechte. Bis sich eine gesunde Darmflora aufgebaut hat, kann es Monate dauern. Bis dahin können die schädlichen Bakterien überhand nehmen und allergischen Hautreaktionen, Verdauungsbeschwerden oder Koliken auslösen. Stillen hält die schädlichen Keime in Schach Wenn die Besiedlung des Darms durch die mütterlichen Bakterien nicht möglich war, hilft noch eins: Stillen. Enders: „Beim Stillen kann man das Gleichgewicht zwischen guten und schlechten Bakterien hin zu den guten verschieben und so zum Beispiel das Risiko der Gluten-Unverträglichkeit verringern.“ In der Muttermilch sind Antikörper, die schädlich Bakterien in Schach halten und die Ansiedlung nützlicher fördern, wie Lactobazillen und Bifido-Bakterien. „Wenn ein Kind im ersten Lebensjahr zu wenige dieser (Bifido-Bakterien) im Darm hat, ist die Wahrscheinlichkeit höher, übergewichtig zu werden, als wenn es viele hat.“ Allerdings kann auch bei der Mutter die Darmflora gestört sein und sie kann ihr Kind nicht über die Muttermilch mit den nötigen Bakterien versorgen. Rettung in der Not sind Probiotika, die bereits während der Schwangerschaft eingenommen werden können. Probiotika bestehen aus nützlichen Darmbakterien, zum Beispiel Milchsäurebakterien und können in der Apotheke gekauft werden. Mamas Keime beschützen das Baby Es dauert ungefähr drei Jahre, bis sich die Darmflora eingependelt hat. Welche Keime sich im Darm ansiedeln, nützliche oder schädliche, hängt aber auch noch von anderen Dingen ab. Enders: „Mal lutschen wir an unserer Mutter herum, dann knabbern wir an einem Stuhlbein und zwischendurch geben wir … dem Nachbarhund ein … Küsschen. Alles, was es auf diese Weise in den Mund schafft, könnte kurze Zeit später sein Imperium in unserer Darmwelt aufbauen. Ob es sich durchsetzen wird, ist unklar. Ob es gute oder schlechte Absichten hat, auch.“ Doch: „Wer oft an seiner Mama knutscheln darf, wird von ihren Mikroben gut geschützt.“