Nachsorge von Frühgeborenen Frühgeburten: Stresstest für Eltern und Baby Redaktion Eltern erleben die Zeit bis zur Geburt ihres Kindes mit einem Strudel an Emotionen. Bei Frühgeburten überwiegen anfangs Ängste und Sorgen um das Wohl des Kleinen. Wie die Dinge sich mit einer Frühgeburt verändern, merken die betroffenen Eltern sehr schnell. Hatten sie sich z.B. fest vorgenommen, ihr Baby zu stillen, ist das bei Frühgeborenen oft nicht so einfach. Aber es ist mitnichten ausgeschlossen, doch klappt es meist nicht von Beginn an. Dabei ist das Stillen gerade für diese Kinder wichtig, da die Nähe zur Mutter noch mehr gebraucht wird und die Muttermilch die beste Ernährung für ein Neugeborenes ist. Steigende Tendenz bei Frühgeburten Noch immer werden in Deutschland jährlich 60.000 bis 63.000 „Frühchen“ geboren. Das sind rund 9 Prozent aller Babys. Die Anzahl der Frühgeburten nimmt tendenziell sogar zu. Ist die rein medizinische Versorgung der Frühgeborenen – auch durch eine Gesetzesänderung aus dem Jahre 2010 – nahezu hervorragend, so ist gerade die psychosoziale Betreuung ausbaufähig. Für die Nachsorge von Frühgeburten gibt es keine einheitlichen Wegweiser. Dies ist auch einer mangelhaften Forschung in dem Bereich geschuldet. Noch immer werden Eltern zumeist nur in wenigen Kliniken auch noch Jahre nach der Geburt betreut oder es ist ganz der Eigeninitiative der Eltern überlassen. Wer darf ein Frühgeborenes versorgen? Im Juni 2010 hatte der gemeinsame Bundesausschuss ein jahrelanges Ringen erst einmal beendet, als er festlegte, dass Frühchen mit dem höchsten Risiko (also unter 1.250 Gramm Geburtsgewicht) nur noch in sog. Perinatalzentren Level 1 entbunden bzw. versorgt werden dürfen. Der Beschluss wurde infolge zwar noch einmal gekippt, doch immerhin sollen mit ihm jährlich mindestens 100 Frühgeborenen das Leben gerettet werden. Der Beschluss besagt, dass Hochrisiko-Frühgeborene nur noch in den dafür vorgesehenen Kliniken entbunden werden dürfen, soweit dies planbar ist. Doch in der Zeit danach sind die Eltern weitestgehend auf sich allein gestellt. Hoffnung besteht darin, dass diese Level-1-Zentren sich im Laufe der Jahre stark entwickeln. Erst dadurch könnten Grundsätze der entwicklungsfördernden Pflege und Betreuung entwickelt und ggf etabliert werden. Denn eine professionelle psychosoziale Elternbetreuung in den Kliniken fehlt nach wie vor. Ziel muss eine bessere sozialmedizinische Nachsorge und Überleitung nach Hause sein. Denn nur durch nachgehende regelmässige Untersuchungen bis mindestens zum Schuleintritt ist sicher zu stellen, dass Entwicklungsdefizite in der Schule zur Überraschung werden. Der Bund ist bei der Frühförderung gefragt! Nicht einmal bei der sogenannten Frühförderung vermag der Bund eine einheitliche Regelung zu treffen. Die Frühförderung bedeutet eigentlich die frühest mögliche Förderung entwicklungsauffälliger und / oder von Behinderung bedrohter sowie behinderter Kinder. Diese Förderung endet normalerweise spätestens mit dem Schuleintritt (in einigen Bundesländern schon früher). Die Frühförderung kann schon mit dem Säuglingsalter beginnen und ist eine Eingliederungshilfe im Sinne des Bundessozialhilfegesetzbuchs (BSHG). Die Frühförderung als eine heilpädagogische Maßnahme für Kinder, die noch nicht im schulpflichtigen Alter sind, regelten die §40 und § 43 des BSHG. Heilpädagogik an sich ist eine wissenschaftliche Disziplin der Pädagogik. Sie geht mit einem interdisziplinären Zugang auf die individuellen Bedürfnisse eines Kindes ein. Mit einer Empfehlung vom 01. Juli 2001 sollte ein gesetzlicher Rahmen im SGB IX gefunden werden. Doch da diese ohne Ergebnis auf Bundesebene blieb, hat das Bundesgesundheitsministerium zum 1.Juli 2003 die Frühförderungsverordnung (FrühV) erlassen. Die FrühV regelt die Abgrenzung der medzinischen von den heilpädagogischen Leistungen. Sie regelt außerdem die Übernahme und Teilung der Kosten zwischen den beteiligten Rehabilitationsträgern sowie die Vereinbarung der Entgelte. Bei Frühgeburten ist Selbsthilfe gefragt Die Unterstützung und Hilfe in der Zeit nach der Geburt erhalten Eltern und Frühchen nach wie vor nur mit großem persönlichen Einsatz. Doch gerade die Ausnahmesituation einer Frühgeburt und die genannten Folgen hindern junge Eltern oft daran, sich umfassend in Selbsthilfegruppen zu organisieren, zu treffen oder zu beraten. Dabei ist diese Unterstützung geradezu perfekt, denn sie beinhaltet neben Erfahrungsaustausch für die Eltern auch die Förderung des ggf. benachteiligten Kindes.