Umstellungen im Beziehungsalltag Annika Senger Im Idealfall verstärkt ein Kind die Partnerschaft. Aufgrund der Veränderungen, die ein Baby für junge Eltern mit sich bringt, kann ein Neugeborenes die Beziehung auch belasten. Wenn ein Baby zur Welt gekommen ist, verändert sich der Beziehungsalltag eines Paares grundlegend. Nun steht nicht mehr in erster Linie die traute Zweisamkeit im Vordergrund, sondern das gemeinsame Kind. Typische Probleme junger Eltern Der Abschied vom alten Leben zu zweit kann die Partnerschaft auf die Probe stellen. Bei mangelnder Vorbereitung auf das Baby passiert es unter Umständen, dass man weniger miteinander spricht, weniger Kontakte zu Freunden pflegt und dass sich die sexuellen Freuden reduzieren – zumindest in der ersten Zeit nach der Geburt. Als kinderloses Paar konnten Sie noch uneingeschränkt in den Urlaub fahren oder abends ausgehen, doch mit Nachwuchs müssen Sie Ihre Freizeit besser planen und organisieren. Sollten Sie dies schon während der Schwangerschaft versäumen, lassen Konflikte nicht mehr lange auf sich warten. Spannungen können besonders dann entstehen, wenn Sie ungeübt darin sind, Schwierigkeiten anzusprechen und gemeinsam zu lösen. Da Kinder in den ersten Lebensjahren viel Zuwendung und Fürsorge brauchen, benötigen junge Eltern eine neue, klar definierte Arbeits- und Rollenverteilung. Im Zuge der eingeschränkten Aktivitäten zu zweit kann es vorkommen, dass einer der beiden Partner (in der Regel eher der Mann) das Gefühl hat, vernachlässigt zu werden. Die Frau fühlt sich, wenn sie mit Kinderbetreuung und Haushalt allein gelassen wird, in das traditionelle Rollenmodell zurückversetzt und überfordert. Kleinkinder sorgen für Trubel, so dass mehr Arbeiten wie beispielsweise Aufräumen anfallen. Vorbereitung auf die Elternrolle Um zu vermeiden, dass sich das Baby negativ auf die Beziehung auswirkt, gilt es, dass Sie sich schon im Laufe der Schwangerschaft gut in die Elternrolle hineinversetzen. Aufgaben nach der Geburt sollten werdende Eltern genau überdenken, planen und gerecht untereinander aufteilen. Sexuelle Frustration lässt sich umgehen, indem sich beide Partner nach der Geburt wieder liebevoll und vorsichtig an Sex herantasten, anstatt sich gegenseitig mit Forderungen zu blockieren. Auch Freizeitaktivitäten können weiterhin auf der Tagesordnung stehen: Entweder einer der beiden Partner geht ab und zu allein aus, während der andere auf das Baby aufpasst, oder Angehörige, Freunde oder ein Babysitter umsorgen es für ein paar Stunden, damit abendliche Unternehmungen als Paar nach wie vor möglich sind. Wenn Konflikte auftreten, sollten Sie sich ausreichend Zeit zum Reden nehmen und über ihre Probleme mit der neuen Situation sprechen. Hin und wieder ist es auch hilfreich, Freunde um Rat zu fragen oder Eltern-Ratgeber zu lesen. Das Wichtigste ist jedoch, dass die Entscheidung für das Baby bewusst getroffen wurde und nicht auf Fantasievorstellungen basiert.