Auslaufmodell Hauptschule Schlechte Berufschancen für Hauptschüler Redaktion Seit zehn bis zwanzig Jahren hat sich an den deutschen Hauptschulen ein Trend zur sinkenden Schülerzahl eingestellt. War vor 30 Jahren noch mehr als jeder Vierte ein Hauptschulabsolvent, ist es heute nur noch jeder Zehnte. Die Ursachen für diese Entwicklung sind zum einen darin zu suchen, dass es insgesamt weniger Schüler gibt. Zum anderen haben die Hauptschulen sich einen Ruf erarbeitet, der Eltern und Schüler von dieser Schulform fern bleiben lässt. Jeder Fünfte verlässt die Hauptschule ohne einen gültigen Abschluss. Selbst mit einem Hauptschulabschluss gelingt es vielen Jugendlichen nicht einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Trotz Abschluss kaum Chancen auf eine Lehrstelle Wie die PISA-Studie 2006 feststellt, erreichen nur 39 Prozent der Hauptschüler im Schulleistungstest die Basiskompetenzen. Die Lese- und Rechenkompetenzen der meisten Schüler sind so schlecht, dass es nicht möglich ist, sie weiter auszubilden. In der Regel steht das schlechte Leistungsergebnis am Ende einer langen Ursachenkette. Kinder mit fehlenden Deutschkenntnissen aus zerrütteten und ärmlichen Familienverhältnissen sind besonders anfällig für derart negative Schulkarrieren. In den Hauptschulen werden sie häufig nur noch verwahrt. Vertreter der deutschen Industrie- und Handwerksbetriebe sehen dieser Entwicklung mit Sorge entgegen und sprechen sich dafür aus, die Hauptschule zumindest zu reformieren. Gerade das Handwerk rekrutiere seine Bewerber nach wie vor aus der Hauptschule und leide darunter, dass viele Hauptschulabsolventen den steigenden Anforderungen nicht mehr gewachsen seien. Bemühungen um Schadenbegrenzung Um der verfehlten Schulbildung Herr zu werden, will die bundesdeutsche SPD einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf einen Hauptschulabschluss einführen. Danach müsste die Arbeitsagentur dazu verpflichtet werden, die Kosten für einen nachträglichen Abschluss zu übernehmen. Doch würden solche nachschulischen Reparaturen die Bundesrepublik vor allem zusätzliches Geld kosten. Gegner kritisieren an diesem Vorschlag außerdem, dass der Rechtsanspruch auf einen Hauptschulabschluss lediglich eine formale Veränderung sei, nicht aber eine Ursachenbekämpfung. Keiner könne mit einem Recht auf einen Abschluss etwas anfangen, wenn dieser keinen Wert habe. Nach Vorstellungen der Bildungsministerin Schavan (CDU) sollen alle Schulformen beibehalten und von innen reformiert werden. In ihren Augen sind Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien komplimentäre Bausteine, die durch mehr Durchlässigkeit besser miteinander verknüpft werden sollen. Schule ja – aber welche? Aus der Diskussion über den Sinn dieser Schulform sind viele Vorschläge hervorgegangen, die von einer Abschaffung der Hauptschule bis hin zu Einführung einer Gemeinschaftsschule reichen. Selbst in Bundesländern wie Bayern und Baden-Württemberg, in denen die Hauptschule gerade in ländlichen Gebieten noch stark ist, hat ein Umdenken stattgefunden. Die Lösung soll sein, dass die Hauptschule zur einer Ganztagsschule umfunktioniert wird, in der das Lernen in Fächern mit einer gut gestalteten Freizeit abwechselt. Ein zweigliedriges Schulsystem wurde, mit Ausnahme von Berlin und Mecklenburg-Vorpommern, in allen neuen Bundesländern seit 1990 realisiert. Hier wurden Real-und Hauptschulen zu Gesamtschulen zusammen gefasst. Wie die PISA-Studie im Bundesländervergleich belegt – erfolgreich. Danach erreichte das Bundesland Sachsen neben Bayern die besten Testergebnisse. Eine komplette Abkehr vom gegliederten Schulsystem hin zu „Schule für alle“ nach skandinavischem Vorbild wird von der SPD und ihr nahe stehenden Verbänden favorisiert. Bei dieser Schulform kommt es besonders darauf an, dass es kein Sitzenbleiben und kein Abschieben nach unten gibt. Alle Schüler lernen bis zur Klasse zehn gemeinsam. Mehrere Schulen in Schleswig-Holstein, aber auch im Süden Deutschlands praktizieren bereits diese Schulform. Ob Gemeinschaftsschule allerdings auch längerfristig die Zustimmung der Beteiligten findet, wird die Zukunft zeigen. Eines steht jedoch heute schon fest: Die herkömmliche Hauptschule hat ausgedient. Denn eine Schule, auf der man eine Qualifikation erhält, die häufig für keinen Job reicht, hat keine Zukunft.