Osteopathie bei Säuglingen Wunderwerk oder wirksame Heilmethode? Diana Thomas Das Baby schreit. Und schreit. Und schreit. Die Eltern sind erschöpft und verzweifelt, nichts vermag das Kleine zu beruhigen. Ein Besuch beim Osteopathen soll weiterhelfen. Kann die Osteopathie dem Baby helfen? Die Osteopathie vertritt eine Form der ganzheitlichen Medizin, bei der die Therapeuten überwiegend mit den Händen arbeiten: Sie spüren Blockaden auf und lösen diese mit gezielten Handgriffen und sanften Massagen. Dadurch sollen die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert und somit der gesamte Organismus stabilisiert werden. Obwohl wissenschaftliche Studien bislang fehlen, steigt der Zulauf in den Praxen von Jahr zu Jahr. Was ist dran an dieser alternativen Heilmethode? Körper und Funktionen als Ganzes im Blick Mit der Schulmedizin unzufrieden, suchte der amerikanische Arztes Andrew Taylor Still (1828 – 1917) nach einer Therapieform, die die untrennbare Einheit des Organismus‘ und dessen Fähigkeiten zur Selbstheilung im Blick hat und auf die Zusammenhänge der Funktionen und Strukturen (Knochen, Muskeln, Bindegewebe) im Körper eingeht. Daraus entwickelte Still die Osteopathie, deren Name sich aus den griechischen Wörtern Osteo, Knochen, und Pathos, Leiden oder Krankheit zusammen setzt. Während die Osteopathie in den Vereinigten Staaten eine anerkannte Form der Medizin ist, setzt sie sich in Deutschland erst seit den 1980er Jahren vermehrt durch und erlebt heute einen regelrechten Boom. Je nach den individuellen Symptomen konzentriert sich der Osteopath auf die Muskeln und Gelenke, Schädel und Wirbelsäule, auf die inneren Organe oder auf das Bindegewebe. Eltern suchen einen Osteopathen auf, wenn sie ein Neugeborenes haben, das viel schreit und weint, übermäßig spuckt oder häufig Bauchweh hat. Blockaden bei Babys durch den Geburtsvorgang Die Ursachen dafür liegen meist an der extremem Belastung des Geburtsvorganges. Dadurch entstehen Verspannungen, die dem Säugling Schmerzen bereiten und Bewegungseinschränkungen verursachen. Das Baby mag sein Köpfchen nicht drehen oder nur in einer bestimmten Position von der Brust trinken. Der Osteopath kann diese Blockaden lösen und das Kind entspannt sich nachhaltig, wird ausgeglichener und ruhiger. Die Behandlung dauert zwischen 30 Minuten und einer Stunde. In dieser Zeit massiert der Osteopath die Muskeln des kleinen Körpers vorsichtig und führt ähnlich wie bei der Physiotherapie Übungen aus, die die Eltern auch Daheim mit ihrem Kind wiederholen können. In der Regel reichen wenige Sitzungen aus, um eine deutliche Verbesserung zu erzielen. Zwischen den einzelnen Terminen liegt meist eine Zeitspanne von 3 Wochen. Die Kosten für den Besuch beim Osteopathen werden bislang nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Das Honorar beträgt etwa 50 Euro pro Sitzung. Ergänzung zur Schulmedizin Die Osteopathie kann einem Baby – ebenso wie Erwachsenen – helfen und Beschwerden lindern. Sie ist jedoch nur als ergänzende Maßnahme zur Schulmedizin zu verstehen. Eine Liste mit qualifizierten Therapeuten findet sich beim Verband der Osteopathen Deutschland. Dort sind jene geführt, die eine mehrjährige Ausbildung in diesem Bereich absolviert haben.