Kein Wunsch nach einem Haustier stellt Eltern vor solche Herausforderungen wie der nach einem eigenen Pferd.

Haustiere

Der Traum vom eigenen Pferd – ein realistischer Kostencheck

Den Wunsch nach einem Haustier äußern nahezu alle Kinder; keiner aber stellt Eltern vor solche Herausforderungen wie ein eigenes Pferd. Die Haltung ist zwar auch in Großstädten möglich – seine Anschaffung will jedoch gut überlegt sein. Neben speziellen Kenntnissen, einer gewissen Erfahrung und viel Zeit erfordert ein solches Tier hohen finanziellen Einsatz. Welche Aspekte in die Kosten der Pferde-Haltung einfließen, erläutern wir hier.

(K)ein Wunsch wie jeder andere

Ein eigenes Pferd zu halten erträumen sich viermal so viele Mädchen wie Jungen. Die Gründe dafür haben Wissenschaftler:innen mehrfach erörtert – und sind zu den unterschiedlichsten Ergebnissen gekommen.
Einig wurden sie sich lediglich über die Effekte der Pferde-Haltung: Nach Angaben zahlreicher Forscher:innen lehren die eleganten Vierbeiner ihre kleinen Halter:innen ein Höchstmaß an Verantwortung. Sie fördern das Gefühl für soziale Interaktion und vermitteln Geborgenheit. Zudem regen Pferde den Bewegungsdrang von Kindern an, schulen das Koordinationsvermögen und stärken das Selbstbewusstsein. Gute Argumente, dem Wunsch nachzugeben und eins der edlen Tiere zu kaufen. Doch die Anschaffung eines Pferdes sollte sehr genau kalkuliert werden, denn seine Haltung beinhaltet Posten, die ordentlich ins Geld gehen.

Der Kaufpreis

Der Kaufpreis des zukünftigen Haustiers hängt von vielen Faktoren ab, sodass keine pauschalen Aussagen möglich sind. Ein Fohlen, das als „Weideunfall“ entstand und/oder seine derzeitigen Besitzer:innen in eine Notlage bringt, ist vergleichsweise günstig zu haben; Im Schnitt kostet ein „gewöhnliches“ Tier jedoch zwischen 1.000 und 2.500 Euro. Bei Rasse-Exemplaren kann der Kaufpreis um das Zehnfache darüber liegen. Gleiches gilt für ausgewachsene Pferde: Je hochwertiger ihre Abstammung ist und je besser sie ausgebildet wurden, desto teurer sind sie. Für Tiere aus prämierter Zucht oder Wettkampf-Sieger:innen können sechs- bis siebenstelligen Beträge fällig werden; ein normal ausgebildetes Freizeitpferd mittleren Alters kostet etwa 3.500 bis 9.000 Euro. Alternde Tiere werden sukzessive preiswerter – sind aber auch weniger leistungsfähig und anfälliger für Krankheiten. Zudem haben ältere Pferde natürlich eine geringere Lebenserwartung.

Weitere Anschaffungskosten

Weitere Kosten, die direkt zu Beginn fällig werden, sind die Beträge für einen Gesundheits-Check durch den Tierarzt sowie den Transport des Pferdes. Darüber hinaus benötigt es unabhängig vom Alter und Ausbildungsstand ein Halfter mit Führstrick und „personengebundenes“ Putzzeug, bestehend aus

  • Gummi-, Eisen- und Massagestriegel
  • Wurzelbürste und Kardätsche
  • Mähnenkamm und -bürste
  • zwei Schwämmen
  • Schweißmesser
  • Hufkratzer
  • Schere mit abgerundeten Spitzen

Die Preise für diese grundlegenden Dinge variieren je nach Hersteller, verwendetem Material und Fertigungs-Verfahren sehr stark. Gegenüber den günstigsten Angeboten wirken die Marken-Produkte in diesem Bereich oft überteuert; haben aber häufig eine bessere Qualität. Der später hinzukommende Trensenzaum kann sich ebenfalls in den unterschiedlichsten Preisklassen bewegen. Bei der Auswahl sollten Funktionalität und Passform vor Optik gehen – was häufig einige Euro sparen hilft.

Beim Sattel dürfen Pferde-Neubesitzer:innen dagegen keine Kompromisse machen. Hier sind hochwertige Materialien und manuelle Verarbeitung essentiell für die Gesunderhaltung und Leistungsfähigkeit der Tiere. Um einen optimalen Sitz des Sattels zu gewährleisten, muss er zwingend an die individuellen Körpermaße des Pferdes angepasst werden. Diese Aufgabe sollte einem Fachmann überlassen bleiben und lässt den ohnehin schon hohen Preis für ein gutes Exemplar nochmals steigen. Mit Kosten ab 1.000 Euro aufwärts sind der Sattel und die damit verbundenen Arbeiten der zweitgrößte Posten in der Kalkulation.

Hinzu kommen

  • Steigbügel
  • Steigbügeleinlagen
  • Steigbügelriemen
  • Sattelgurt
  • Schabracke
  • Pflegemittel wie Sattelseife und Lederfett

Versicherung

Die Versicherungs-Policen des Pferdes sollten einerseits Untersuchungs- und Behandlungskosten abdecken; andererseits für eventuell entstehende Sach- und Personenschäden aufkommen. Das bedeutet einen Aufwand von etwa 300 Euro pro Jahr; hilft jedoch, größere Ausgaben zu vermeiden. Allein die wichtigsten Impfungen und der jährliche Dental-Check beim Tierarzt würden Kosten von jeweils 150 Euro verursachen – von aufwändigeren Behandlungen oder gar Operationen ganz zu schweigen. Hier kämen ganz fix vier- bis fünfstellige Rechnungen zusammen; sodass wenige hundert Euro Versicherungs-Beitrag zu zahlen die bessere Wahl ist.

Auch in puncto Haftpflicht lohnt sich der kleinere Aufwand. Sie ist zwar nicht verpflichtend, aber dringend zu empfehlen. Anderenfalls müssen Pferde-Besitzer:innen bzw. -Halter:innen die Ausgleichskosten für Unfallschäden komplett selbst tragen. Durch eine vertragliche Absicherung reduziert sich die Selbstbeteiligung auf maximal dreistellige Beträge.

Monatliche Kosten

Die monatlichen Aufwendungen sind häufig das eigentliche Krux in der Pferde-Haltung, denn sie summieren sich auf mindestens 500 Euro. Meist liegen sie jedoch deutlich darüber, weil gelegentlich ein paar Extra-Posten anfallen. Als lebenslange Dauer-Aufwendungen sind zu berücksichtigen:

Unterbringung

Wer keinen eigenen Stall bieten kann, muss die Unterstell-Möglichkeit für das Pferd mieten. Die Preise hierfür schwanken je nach Angebot und Region erheblich; hängen jedoch vor allem von der Art der Unterbringung ab:
Die mit Abstand teuerste und komfortabelste Variante ist eine eigene Box mit Vollpension. Hier wird das Pferd vom Betreiber des Stalls grundversorgt, sodass Halter:innen nicht zwingend selbst kommen müssen. Der Preis für diesen Full-Service beläuft sich auf 250-600 Euro und garantiert eine professionelle Rundum-Betreuung des Tiers.
Ein Platz im Offenstall kostet nur 180-200 Euro; erfordert jedoch die tägliche Anwesenheit des Halters bzw. der Halterin, weil er bzw. sie das Pferd selbst versorgt.

Jede sich bietende Option muss VOR der Anschaffung kalkuliert und auf „Machbarkeit“ geprüft werden, um eine artgerechte und individuell passende Unterbringung zu gewährleisten.

Futter

Die Kosten für diesen Posten unterliegen nicht nur der Rasse, dem Alter und dem Anforderungs-Profil des Pferdes – sondern auch der Qualität des Futters. Hier tut sich eine Spanne von 25-100 Euro auf – die jedoch nur das Kraftfutter beinhaltet. Darüber hinaus braucht das Pferd Heu, ausgewählte Obst- und Gemüsesorten sowie Mineralien und Vitamine. Für sorgfältig zusammengestelltes, physiologisch wertvolles Futter fallen mindestens 150 Euro pro Monat an.

Pflege

Neben regelmäßigen Besuchen beim bzw. vom Tierarzt müssen auch die Kosten für den Hufschmied eingerechnet werden. Er sollte alle 6-8 Wochen einen Rundum-Check machen, um Schäden oder Krankheiten am Huf rechtzeitig zu erkennen. Abhängig davon, ob er nur Pflege-Leistungen kassiert oder auch ein neuer Beschlag nötig ist, fallen Kosten zwischen 30 und 120 Euro oder mehr an.

Weitere regelmäßige Aufwendungen hängen davon ab, welchen Ausbildungsstand Pferd und Halter:in haben bzw. welches gemeinsame Ziel sie erreichen möchten.

Beritt

Ist das neu angeschaffte Pferd noch ein Fohlen oder Jungtier, muss es eingeritten werden. Das können erfahrene Personen selbst übernehmen; besser ist es jedoch, einen Profi ranzulassen. Die Kosten hierfür liegen bei 800-1.000 Euro pro Monat. Während die Grundausbildung etwa ein viertel Jahr in Anspruch nimmt, dauert das Training für ein Turnierpferd deutlich länger – und sollte entsprechend kalkuliert werden.

Unterricht

Reitanfänger:innen oder Halter:innen mit wenig Erfahrung benötigen (weiterhin) Reitstunden – im Ideal-Fall natürlich auf dem eigenen, neu angeschafften Pferd. So können sie gemeinsam lernen und sich perfekt aufeinander einstellen. Unterricht in der Gruppe kostet ab 15 bis zu 40 Euro pro Einheit; der Preis für individuelle Einzelstunden liegt in der Regel deutlich darüber.

Ausrüstung

Sowohl für das Training als auch für private Ausflüge zu Pferd ist Schutzkleidung erforderlich, die sich wie folgt zusammensetzt:

  • Reithose,
  • Reitstiefeln
  • Reithelm und
  • Sicherheitsweste

Hierfür sind mindestens 100 Euro einzuplanen; bei Kindern im Wachstum und/oder hochwertigen Modellen eher mehr. Je nach Witterung und modischem Anspruch sind weitere Kleidungsstücke nötig. Für die Teilnahme an Wettkämpfen muss darüber hinaus die vorgeschriebene Turnierkleidung angeschafft werden.

Reparaturen und unerwartete Anschaffungen

Neben all dem sollte immer ein gewisser Betrag für Unvorhergesehenes bereitstehen. Weil die Ausrüstung von Pferd und Reiter:in Verschleiß unterliegt, muss sie gelegentlich repariert oder durch neue Tools ersetzt werden. Die hierfür anfallenden Kosten richten sich nach dem nötigen Aufwand und der Dringlichkeit. Es macht einen großen Unterschied, ob nur ein Gurt ausgetauscht werden muss oder der Sattelbaum gebrochen ist – und ob der aktuell getragene Helm lediglich ein bisschen unattraktiv wirkt oder ob er einen Sturz abfangen musste.

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