Wir haben Resilienz- und Mobbing-Experte Daniel Duddek rund um das Thema Corona und die Auswirkungen auf den Familienalltag befragt.

Resilienz-Experte Daniel Duddek

„Mach dir klar, dass Harmonie eine Entscheidung ist“

Wie kommt man als Familie harmonisch durch Lockdownphasen? Wir haben Resilienz- und Mobbing-Experte Daniel Duddek rund um das Thema Corona und die Auswirkungen auf den Familienalltag befragt.

HalloFamilie.de: Wie können Eltern trotz der schwierigen Lockdown Zeit für Familienharmonie sorgen?

Daniel Duddek: Mach dir klar, dass Harmonie eine Entscheidung ist. Du kannst alles mit deinen Kindern diskutieren. Oder du kannst alles eng sehen. Oder du kannst dich stressen lassen. Du kannst dich aber auch dagegen entscheiden und sagen: “Es ist aktuell eine schwierige Phase, ich lasse auch mal fünfe grade sein!“ Am Ende zählt, Harmonie kommt nicht von selbst, sondern muss immer wieder erschaffen werden. Daher gilt: Weniger diskutieren, mehr umarmen!

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Sprecht über eure Familienwerte und stellt diese auf. Stellt euch dazu folgende Fragen: „Wofür wollen wir als Familie stehen? Was ist uns wirklich wichtig?“ Und dann redet demokratisch darüber, was jedem Familienmitglied wichtig ist, und findet Klarheit darüber, wofür ihr stehen wollt. Respekt, Harmonie, Liebe, Frieden, Achtsamkeit, Ehrlichkeit? Und dann solltet ihr euch dazu bekennen, diese Werte zu leben. Alle Beteiligten müssen dazu bereit sein, diese Werte mit Leben zu füllen.

Führt wiederkehrende Morgen- und Abendrituale ein, welche den Kindern helfen, sich wohl und geborgen zu fühlen. Als Beispiel kannst du zum Frühstück immer fragen: „Was möchtest du heute alles Schönes erleben?“ Und am Abend: „Was war heute schön an deinem Tag?“ oder du gibst deinem Kind jeden Abend selbst ein Feedback, was es heute alles super gemacht hat.

Kinder können sich sehr schnell an neue Dinge gewöhnen

HalloFamilie.de: Sollte hoffentlich bald wieder die Normalität einkehren – wie können Eltern dabei unterstützen das Kind wieder an die normalen Tagesabläufe zu gewöhnen?

Daniel Duddek: Als erstes brauchen Eltern dafür Verständnis, dass Kinder sich sehr schnell an neue Dinge gewöhnen können, denn sie sind meist sehr anpassungsfähig und viel weniger routineabhängig als wir Erwachsenen. Natürlich können gewisse Rituale wichtig sein, weil sie Sicherheit geben, doch Kinder können sich im Allgemeinen gut umgewöhnen. Heißt also, wenn du weißt, dass bald wieder Normalität einkehrt, unterstütze dein Kind bereits einige Tage vorher, sich darauf einzustellen und lass dich überraschen, wie schnell sich dein Kind anpassen kann. Vor allem dann, wenn du als Vorbild mit gutem Beispiel voran gehst.

Dazu noch ein allgemeiner Tipp für die Homeschooling-Zeit: Versucht eure normalen Zeiten und Abläufe so gut es geht beizubehalten, so dass sich der Alltag nur darin unterscheidet, dass der Unterricht von zu Hause aus stattfindet und nicht im Klassenraum.

HalloFamilie.de: Was kann Eltern helfen selbst ausgeglichen zu bleiben und nicht zu streng mit sich zu sein?

Daniel Duddek: Plane Zeit nur für dich ein. Integriere in deiner Wochenplanung feste Termine für deine Me-Time. Dafür brauchst du zunächst die 100 %ige Klarheit, dass Kinder nicht daran zerbrechen, wenn du mal nicht für jede Frage oder jedes Spiel da bist. Mach dir bewusst, dass du durch das Vorleben ein tolles Vorbild für deine Kinder bist. Denn es ist für jeden Menschen eine wichtige Erkenntnis, dass man andere nur dann Kraft schenken kann, wenn man sich selbst Zeit zum Auftanken nimmt.

Fang an in deiner „Me-Time“ Dinge nur für dich zu tun, wie z. B. ein neues Hobby zu starten, Meditation zu lernen, Tagebuch zu schreiben oder auch Musik zu hören und zu tanzen. Mach dir immer wieder bewusst, wie wichtig so ein Ausgleich für ein harmonisches Familienleben ist.

HalloFamilie.de: Wie können Eltern das Selbstbewusstsein ihrer Kinder stärken?

Daniel Duddek: Hilf deinem Kind zu verstehen, was Selbstbewusstsein wirklich ist. Bei Stark auch ohne Muckis sehen wir Selbstbewusstsein, wie einen Anruf bei der Auskunft. Du nimmst den Hörer ab und rufst bei dir selbst an, um herauszufinden, wie es dir geht, was dir wichtig ist und welche Bedürfnisse du gerade hast. Dabei können deine Gefühle als Klingelton gelten, da sie immer ein Zeichen dafür sind, was gerade in dir vorgeht.

Hast du also ein doofes Gefühl, heb den Hörer ab und schau, warum es so ist und was du tun kannst, um etwas zu ändern. Das lässt sich auch super mit dem Punkt davor erklären. Indem du „Me-Time“ vorlebst und Zeit für dich nimmst, zeigst du deinem Kind, wie wichtig es ist, nach den eigenen Werten zu leben und sich und seine Bedürfnisse ernst zu nehmen.

Suche den Dialog mit deinem Kind

HalloFamilie.de: Was können Eltern tun, wenn sie die Vermutung haben, dass ihr Kind gemobbt wird?

Daniel Duddek: Suche den Dialog mit deinem Kind und frage offen nach. Je offener ihr allgemein im Austausch miteinander seid und je weniger ihr als Eltern bewertet, was eure Kinder euch erzählen, desto mehr verinnerlichen sie, dass sie euch alles erzählen können. Wenn sich dein Kind trotzdem sperrt, schaue wer momentan vielleicht einen besseren Draht zu deinem Kind hat und Frage diese Person, ob sie/er euch dabei unterstützen kann.

Allgemein ist wichtig, dass der Dialog und auch die Bindung zu deinem Kind gut ist und es weiß, dass es immer zu dir kommen kann, egal wie schlimm die Herausforderungen sind. Wenn Kinder wissen, dass sie auf ihre Gefühle hören dürfen, egal welches Gefühl sie haben, können sie sich öffnen, auch wenn sie gemobbt werden.

Das Problem ist dabei meist nicht das Mobbing an sich, sondern dass Kinder das Gefühl haben, sie können sich nicht anvertrauen, weil viele Eltern sich selbst nicht öffnen und auch nicht auf ihre Bedürfnisse achten. Also auch hier gilt wieder: gehe als gutes Vorbild voran! Wenn Eltern offen mit ihren Gefühlen und Bedürfnissen umgehen, lernen das auch die Kinder.

HalloFamilie.de: Wenn das Kind sagt: „Ist schon alles in Ordnung.“ – was können Eltern tun, damit sie dennoch bei ihrem Kind die „Wahrheit“ herausbekommen können?

Daniel Duddek: Akzeptiere als erstes die Grenze deines Kindes, wenn es sagt, dass alles in Ordnung ist. Du kannst dann so etwas sagen wie: „Wenn du sagst, dass alles in Ordnung ist, glaube ich dir das, ich werde dich jetzt nicht weiter nerven. Wenn du allerdings merkst, dass du dich schlecht fühlst, weißt du, ich bin immer für dich da und du kannst immer zu mir kommen, aber werde dich jetzt nicht weiter damit stressen. Hab dich lieb.“ Wir können Menschen nicht zwingen sich zu öffnen, wir können ihnen nur Angebote dazu machen und einen sicheren Raum kreieren, in dem sie sich öffnen können.

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