Selbstständigkeit fördern Ein Kind will wollen Antje Schulz Heute möchte ein Kind ganz allein ein Bild malen, morgen besteht es auf die Unterstützung der Eltern. Kinder im dritten Lebensjahr entdecken den eigenen Willen, und dieser kann sehr stark sein. Kinder im dritten Lebensjahr sind innerlich hin- und hergerissen: Auf der einen Seite wollen sie unabhängiger sein und vieles alleine machen, auf der anderen Seite sehnt es sich nach Obhut und Liebe, nach einem Gefühl von Sicherheit, dass nur Eltern geben können. Dieser Zwiespalt wird einem Sprössling noch lange begleiten, aber im dritten Lebensjahr wird der Konflikt für Sie als Eltern besonders deutlich. Sie müssen nun lernen das Autonomiestreben Ihres Kindes zu unterstützen und gleichzeitig das Gefühl vermitteln, es zu beschützen und zu bemuttern. Nicht selten wird aus einer Kleinigkeit großes Chaos, Tränen und Wutanfälle sind die Folgen. Es ist schwer, die Wünsche Ihres Kindes vorauszuahnen. Widerspruch zwischen Wunsch und Wirklichkeit Die daraus resultierenden Wut- und Weinanfälle, ergeben sich meist aus der Frustration, dass Ihr Kind mehr erreichen möchte, als es in diesem Alter in der Lage ist. Damit Sie Ihr Kind besser verstehen, versuchen Sie sich einmal in seine Lage hinein zu versetzen. Vermutlich resultiert die Frustration in erster Linie aus dem Widerspruch zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Stellen Sie sich vor, Sie hätten zwei verbundene Hände und könnten die Schokolade nicht aus der Schublade nehmen, sie auswickeln und essen, wenn Sie dies wünschen! Eine bewährte Regel, ein Kind in seiner Selbstständigkeit zu unterstützen, ist: Hilfe durch Nicht-Hilfe. Hierfür wäre das Beispiel des „An- und Auskleidens“ exemplarisch. Mit zweieinhalb Jahren hat ein Kind bereits großes Interesse sich selbst an- und auszukleiden. Dies wäre eine schöne Gelegenheit, bei der Sie die Selbstständigkeit, das Zutrauen und Selbstbewusstsein Ihres Kindes fördern könnten. Ihr Kind darf erste Entscheidungen treffen Beispielsweise könnte das Kind auswählen, was es tragen möchte. Dies muss nicht den Regeln der Mode entsprechen. Auch wenn Ihr Kind heute gerne karierte Shirts und gestreifte Hosen zusammentragen möchte, lassen Sie es zu. Es geht nur um das selbstständige Anziehen und Entscheiden. Später erst sollten Sie Einfluss auf den modischen Aspekt nehmen. Beim Kleidungskauf sollte in Zukunft auf einfache Verschlüsse geachtet werden. Große Reißverschlüsse, die auch ein Kind greifen kann. Zu viele Knöpfe sind zu verwirrend. Stattdessen bietet sich Kleidung mit einfachen Klettverschlüssen an. Strümpfe und Schuhe anzuziehen, wird noch eine zu große Aufgabe sein, die ein Kind erst am Ende des dritten Lebensjahres meistern kann. Ein Kind sollte so vieles wie möglich allein machen können, aber springen Sie ein, wenn es nicht weiterkommt! Es braucht die Gelegenheit durch Versuch und Irrtum zu lernen! Das erfordert natürlich viel Geduld von den Eltern. Geben Sie ihrem Kind genügend Zeit und Raum! Beginnen Sie mit dem Ankleiden einige Minuten früher, bevor Sie das Haus verlassen müssen. Sollte die Zeit knapp werden, dann schlagen Sie eine Arbeitsteilung vor: „Du ziehst dir die Schuhe an, ich binde sie zu.“ Geduld ist erste Elterntugend Solange ein Kind mit der Aufgabe beschäftigt ist, ohne dass es zu weinen begonnen hat, glaubt es auch daran, es zu schaffen. Je länger Bezugspersonen dabei geduldig bleiben, desto mehr fördern sie die Entwicklung von Selbstvertrauen. Bestenfalls nur helfen, wenn ein Kind darum bittet oder es bereits frustriert wird. Es ist bestimmt nicht immer einfach, dem kleinen Racker seinen sprunghaften Willen zu lassen, doch schon mit wenigen Kleinigkeiten wird Ihr Kind bereits mehr Selbstvertrauen und Selbstständigkeit entwickeln. Zum Beispiel könnte ihr Kind entscheiden, wo es seine Malversuche aufhängen möchte. Überlassen Sie es ihm, den Stuhl aus der Küche zu holen, während Sie im Wohnzimmer ein gemeinsames Spiel vorbereiten! Erwarten Sie keine Perfektion. Ihr Kind ist erst zwei Jahre alt. Wenn ein Knopf der Jacke nicht geschlossen wurde, ignorieren Sie dies einfach. Loben Sie stattdessen Ihr Kind für jede seiner Leistungen.